Volle Insel aber leere teure Restaurants – woran mag das wohl liegen?
Liebe Leser,

die Zahlen zeigen es: Ibiza ist voller Touristen. Aber viele der eigentlich angesagten Restaurants sind halb leer. Die einst verwöhnte Gastronomie stöhnt und sucht nach Gründen. Dafür gibt es einige.Einer lautet: Bei den teuren Preisen für Flüge und Hotels bleibt manchmal kein Geld für teure Restaurantbesuche übrig. Die Touristen buchen Halbpension und bleiben oft abends zum Essen im Hotel. Und mittags reicht der Burger oder die Pizza aus einem der billigen Restaurants.
Dazu kommen drei weiter Gründe:
Viele Restaurants haben aufgestockt mit immer mehr Plätzen, die müssen erst mal gefüllt werden. Werden sie aber nicht.
Restaurants der oberen Preisklasse schießen wie Pilze aus dem Boden und werden immer mehr. Nicht zuletzt dadurch, dass kleine Restaurants und Chiringuitos von Gastro-Ketten übernommen werden. Die stellen mehr Tische auf und heben die Preise kräftig an. Die „alten Gäste“ bleiben weg. Auch ich habe auf meiner Liste der Lieblings-Restaurants im Umkreis von Sant Antoni schon drei gestrichen.
Aber auch das Internet macht den teuren Läden das Leben schwieriger. Nicht nur durch die Beurteilung der Gäste, die den Daumen senken, wenn sie sich abgezockt fühlen und das auch sofort posten. Es gibt auf dem Smartphone auch die Funktion, die bestellte Weinflasche zu fotografieren und gleich den Ladenpreis zu sehen …
Dazu eine kleine Geschichte: Wir hatten gestern unseren IbizaHEUTE-Feinschmecker-Treff im „Coto Ibiza“. Es war ein toller Abend im wunderschönen Restaurant-Garten mit einem hervorragenden vietnamesischen Essen. Für viele unserer Gäste stand fest: Wir kommen gerne wieder.
Ich sprach mit einem Gast, der oft zu unseren Events kommt und als Schweizer teure Preise gewohnt ist. Er erzählte: „Wir waren abends zum Essen, das war gut. Aber als ich feststellte, dass die für einen Wein 140 Euro verlangten, der im Internet für unter 20 Euro angeboten wurde, war es vorbei mit meiner guten Laune. In das Restaurant gehe ich doch nie mehr …“
Waren es jahrelang die Getränke, an denen die Gastronomie richtig viel Geld verdienen konnte, ist das dank – oder Fluch, je nach Standpunkt – in Zeiten des Internets vorbei. Ich sehe das bei mir. Wenn ich auf der Karte meinen Lieblings-Rosé aus der Provence für 80 Euro entdecke, der im normalen Weinladen 15,80 Euro kostet, fühle ich mich nicht als gern gesehener Gast, sondern als das Opfer, das über den Tisch gezogen werden soll. Das kann man vielleicht mit ahnungslosen Touristen machen, aber nicht mit Leuten, die sich auskennen.
Bitte, verstehen Sie mich nicht falsch: Ich spreche nicht pauschal über die Gastronomie auf der Insel – sondern nur über die Läden, die mich als Gast abzocken wollen. Ich kenne eine ganze Reihe von Restaurants, wo Preise und Leistung stimmen. Wo meine Flasche Rosé für 26 Euro perfekt im Weinkühler serviert wird und auch das Menü einen fairen Preis hat. Da bin ich gern und gebe auch die Adressen an Freunde und Bekannte weiter. Und dort sind wir auch oft bei unseren IbizaHEUTE-Feinschmecker-Treffs. Die anderen Läden meide ich.
Das gilt genauso für die überteuerten Liegen am Strand oder für das Restaurant an einem der schönsten Stände von Sant Antoni. Das eigentlich tolle Restaurant mit fairen Preisen wurde von einer Gastro-Kette übernommen. Plötzlich sollte die Liege statt 20 Euro rund 100 Euro kosten. Dafür bot man dann großzügig im Restaurant eine Gutschrift für das Essen von 80 Euro pro Person an. So wollte man den jetzt teuren Laden voll bekommen. Das von der Gemeinde aufgestellt Schild, dass Liegen und Schirme nicht mehr als 20 Euro kosten dürften, war natürlich verschwunden.
Doch der Trick funktionierte nicht. Ein Leser informierte uns, wir informierten das Rathaus von Sant Antoni, wo schon eine ähnliche Beschwerde eingegangen war. Am nächsten Tag kostet die Liege wieder den normalen Preis – und das Schild der Gemeinde war auch wieder da. Man muss sich als wehren.
Ich denke, wenn viel so handeln, wenn wir Nepp den Gemeinden melden. Wenn wir Betriebe mit überteuerten Preisen meiden und die Restaurants unterstützen, die fair und gut sind, dann würde das dem Image der Insel und uns allen helfen. Und in den Nepp-Betrieben würden sich die Kellner langweilen, weil keine Gäste mehr kommen…
Übrigens, das Wetter ist heute ein Traum für den Sonntag am Strand: blauer Himmel mit ein paar harmlosen weißen Wolken, Höchsttemperatur wunderbare 26 Grad. Suchen Sie sich das richtige Restaurant aus und genießen Sie den Sonntag auf Ibiza oder Formentera. Dazu noch ein Tipp, wo im Restaurant viele Spanier sind, sind auch Sie richtig! Denn wer hier lebt, kennt sich aus…