Flughafen Palma geschlossen. Umleitung auch nach Ibiza
Trotz starker Beleuchtung können Menschen sich im Dunkeln auf Flughäfen gut verstecken. Foto: Thomas Abholte
Es geschah am Freitagabend bei einem Airbus A320 der „Arabia Maroc“, auf dem Flug von Casablanca ins türkische Istanbul. Das Flugzeug befand sich im Luftraum der Balearen. Plötzlich ging es einem 34-jährigen Marokkaner scheinbar so schlecht, dass Lebensgefahr bestand: Diabetes-Schock! Der Pilot entschied sich zur Notlandung in Palma, um das Leben des Mannes zu retten.
Als die Maschine gegen 19 Uhr aufsetzte, warteten schon Krankenwagen und Arzt. Der „Kranke“ wurde über die Gangway zum Rettungswagen getragen. Dann brach plötzlich Chaos in der Maschine aus: Über 20 Marokkaner rannten zum Ausgang, schubsten das Kabinenpersonal zur Seite, stürmten die Gangway hinunter und verschwanden in der Dunkelheit auf dem eingezäunten Flughafen-Gelände.
Airport-Betreiber „Aena“ ließ den Flughafen sofort abriegeln und musste ihn außerdem für Starts und Landungen sperren, da die Gefahr bestand, dass das Leben der weggelaufenen Menschen gefährdet sein konnte. Sicherheitskräfte schwärmten aus, um die Flüchtenden zu suchen.
Inzwischen war der Patient mit „Diabetes-Schock“ im Krankenhaus eingetroffen, wo er erklärte, ihm ginge es wieder viel besser. Ein Begleiter war gleich bei der Ankunft in der Klinik verschwunden. Das wollte der vermeintlich Kranke auch, doch die Polizei nahm ihn fest. Er sitzt erst einmal im Gefängnis, ihm wird „Begünstigung illegaler Einwanderer und Verstoß gegen das spanische Ausländergesetz“ vorgeworfen. Eingriff in den Luftverkehr wird wohl auch hinzukommen.
Vier Stunden lang bleib der Airport in Palma geschlossen und wurde erst um Mitternacht für den Flugverkehr wieder freigegeben. Von der Schließung waren 27 Landungen und 20 Starts betroffen. Die ankommenden Maschinen wurden nach Ibiza, Menorca, Valencia, Barcelona und Madrid umgeleitet. Darunter zwei aus Berlin, bei einer landeten die Passagiere nachts auf Ibiza, bei der andern in Valencia.
Inzwischen steht fest, dass die ganze Aktion gründlich vorbereitet war. Dahinter steht eine marokkanische Facebook-Gruppe, die sich „Brooklyn“ nennt und 15.0000 meist junge Follower hat. Dort hieß es schon im Sommer: „Leute, hört zu, die meisten wollen auswandern. Folgt diesem Plan: Wir brauchen 40 Freiwillige. Alle buchen ein Flugzeug in die Türkei, das über Spanien fliegt. In den nächsten Tagen werden wir das organisieren. Wer sich dafür interessiert, soll sich melden…“
Warum Türkei? Weil Bürger aus Marokko für die Türkei kein Visum brauchen und unkompliziert reisen dürfen. Für Spanien hingegen ist ein Visum nötig, sonst dürfen sie in keine Maschine nach Spanien steigen.
Die Überprüfung der Passagierliste ergab, dass 24 Marokkaner aus dem Flieger entkamen. Vielen gelang es auch, das Flughafengelände zu verlassen. Zwölf konnten festgenommen werden, nach den anderen wird noch gesucht.