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Ibiza-Stadt

Editorial von Dieter Abholte: Wie ich es sehe …

Unser Chefredakteur schreibt über die neue Masken-Plicht auf Ibiza und Formentera. Über den Protest regierender Politiker und Ärzte, die anderer Meinung sind als die Insel-Politik.

Dieter Abholte

Liebe Leser,

erst einmal wünsche ich allen einen guten und entspannten Sonntag. Und vielleicht kann mir einer von Ihnen die Logik bei diesem Problem erklären: Vor etwas mehr als zwei Wochen hat die Zentral-Regierung in Madrid beschlossen, dass die Masken-Pflicht aus vergangenen Corona-Zeiten wieder eingeführt wird. Nicht überall, sondern nur in Krankenhäusern, Arztpraxen und den Gesundheitszentren. Da ist es jetzt Pflicht. In Altersheimen und Apotheken wird der Griff zur Maske empfohlen.

Nun hat Madrid diese Bestimmung nicht erlassen, weil sie den Not leidenden Masken-Herstellern helfen wollte, die sich ja bei Corona eine goldene Nase verdienten. Auch nicht, um die Menschen in Spanien zu ärgern. Der Beweggrund war ein ganz anderer: die steigenden Zahlen von Grippe- und Coronafällen. Und damit nicht zuletzt die Befürchtung, dass Arztpraxen, Gesundheits-Zentren und Kliniken überlastet würden – und immer mehr Menschen unter den Atemwegs-Erkrankungen leiden.

Und jetzt kommt es: Die Balearen-Regierung protestierte heftig gegen den Beschluss der Zentral-Regierung. Es wurde sogar eine Klage gegen die Masken-Pflicht eingereicht. Ärzte und Pflegepersonal begrüßten dagegen die Pflicht, dass Patienten dort eine Maske tragen müssen. Klar, denn sie erleben ja die Grippe-Welle, die steigende Zahl von Corona-Fällen und wollen auch ihre eigene Gesundheit schützen. Wohl nicht nur mir wird es so ergehen, dass ich mir im Wartezimmer der Ärzte inmitten von schniefenden und hustenden Menschen die Frage stelle: Wer überträgt mir jetzt seine Vieren? Da beruhigen Masken schon mal ein Stück weit.

Und jetzt frage ich mich: Weshalb sind Balearen-Regierung und Politiker über diese angeordnete Masken-Pflicht empört? Die Antworten sind kurios bis peinlich. Am abenteuerlichsten finde ich die Aussage: Die Balearen ständen am unteren Ende der Grippe- und Corona-Infektionen, also seien Masken nicht nötig. Ich als verantwortungsvoller Politiker würde einen anderen Schluss ziehen und sagen: So soll es auch bleiben, deshalb bin ich für die Masken-Pflicht in Grippe-Zeiten.

Und es ist ja nicht so, dass die Vieren um Ibiza, Formentera, Mallorca und Menorca einen weiten Bogen machen. Einer unserer Kollegen hat sich gerade Corona eingefangen. Eine Kollegin kämpft tapfer gegen die Folgen ihrer Grippe. Beide haben übrigens ihre Krankheit nicht gemeldet, sondern kurieren ihr Leiden mit Hausmitteln und Medikamenten aus der Apotheke aus. Sie tauchen also in keiner Kranken-Statistik auf, wie es bei vielen anderen wohl auch ist. Man weiß, was man hat, der Arzt kann einem auch nicht mehr helfen. Da gilt der alte Spruch: Eine Grippe dauert 2 Wochen mit Arzt und 14 Tage ohne Arzt. Übrigens, die gemeldete Inzidenz (wir kennen das Wort noch aus Corona-Zeiten) lag in der zweiten Januar-Woche auf den Balearen bei 67,2 pro 100.000 Einwohner. So ganz wenig ist das auch nicht.

Warum aber sind die blauen Masken für Balearen-Regierung und Insel-Politiker ein rotes Tuch? Ich habe wirklich versucht, dahinterzukommen und sehe nur ein Argument: Die Insel-Regierung fühlt sich von der Zentral-Regierung übergangen. Gesundheit hin, Gesundheit her! Übergangen zu sein, tut weh und ist offensichtlich schlimmer sein als weniger Grippe-Kranke.

Nun wird die spanische Zentral-Regierung von anderen Parteien gebildet als die Regierung der Balearen. Da muss offensichtlich schon mal erst alles schlecht sein, was von der anderen Partei kommt. Auch wenn dabei Gesundheit und das Wohl der Bürger der Grund für einen Erlass waren.

Das ist spanisches Demokratie-Verständnis, ohne Scherz. In meinen über 20 Jahren als Herausgeber von IbizaHEUTE habe ich das mehr als einmal erlebt. Was von der anderen Partei kommt, ist erst einmal schlecht und wird abgelehnt. Argumente? Fehlanzeige! Auch viele Jahre nach der Diktatur Francos hat es Spanien in weiten Teilen der Politik leider nicht geschafft, die Sache über die Partei zu setzen. Für die Linken ist alles falsch, was von den Rechten kommt. Für die Rechten alles, was an Vorschlägen von links kommt. So ist es seit dem Tod von Franco vor rund 50 Jahren – und so wird es leider auch bleiben.

Aber in Sachen Masken-Pflicht gibt es für die Balearen-Regierung einen legalen Weg, sie zu beenden. Im Beschluss der Zentral-Regierung aus Madrid heißt es: „Eine Lockerung der Masken-Pflicht ist dann gegeben, wenn die Grippezahlen in zwei aufeinanderfolgenden Wochen sinken!“ Machen sie aber nicht …

Ich werde beim nächsten Arztbesuch auf Ibiza, der hoffentlich noch lange nicht ansteht, im Wartezimmer meine Maske aufsetzen. Ganz egal, ob Politiker über Kompetenzen streiten. Meine Gesundheit ist mir wichtiger als schwachsinnige oder eitle Politiker-Argumente.

Ich wünsche Ihnen einen entspannten und schönen Sonntag, wo immer Sie sind. Und vor allem: Bleiben Sie gesund.

Herzlichst, Ihr Dieter Abholte



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