Hausbesetzer, die Eigentümer mit Baseball-Schlägern angreifen, und das skandalöse Aus für den Tradition-Verein „Club Náutico Ibiza“ sind die heutigen Themen des IbizaHEUTE-Chefredakteurs.
Liebe Leser,

erst einmal wünsche ich Ihnen einen schönen Sonntage und für morgen einen guten Start in die Woche. Es gibt Sonntag, da blickt man mit Freude zurück auf die vergangene Woche. Da gibt es bei mir auch einiges: das schöne Wetter, die Fahrt im Auto über die Insel im Frühling, das Treffen mit Freunden in einem Restaurant, das man gar nicht mehr auf der Rechnung hatte, aber neu entdeckte. Das Leben auf Ibiza kann schön sein.
Aber dann holt mich das ein, was mich fassungslos macht. Da gab es vor allem zwei Ereignisse. Sie werden es hier auf IbizaHEUTE-Online gelesen haben: In Sant Josep verprügeln Hausbesetzer die Eigentümer der Immobilie, die sie besetzt haben. Und in Eivissa wird der „Club Náutico de Ibiza“ nach 99 Jahren aus dem Hafen geworfen. Warum? Weil ein Investor, der mit Ibiza nichts zu tun hat, mit Millionen lockt – und die zuständige staatliche Behörde vor ihm auf die Knie fällt.
Aber der Reihe nach und erst einmal zu Sant Josep. Da wollten Hausbesitzer jetzt im Frühling wieder in ihr Ferienhaus. Aber das war besetzt von zwei Okupas. Die griffen die Besitzer mit Baseball-Schlägern und Ketten an. Dazu raubten sie die Koffer ihrer Opfer und verlangten 2000 Euro Lösegeld. Die Hausbesitzer gingen zur Polizei.
Die griff nicht sofort ein, sondern benötigte erst einmal die richterliche Genehmigung, das besetzte Haus zu betreten. Wieso das? Weil es sonst nach spanischem Recht Hausfriedensbruch gewesen wäre. Ja, Sie lesen richtig: Wenn Okupas Türen aufbrechen, Fenster einschlagen und ein Haus besetzen, gelten sie erst einmal als Besitzer des Hauses – und brauchen niemand ins Haus zu lassen. Nicht die rechtmäßigen Besitzer, nicht die Polizei. Dann folgen Gerichtsverhandlungen, bei denen der Besitzer beweisen muss, dass er der Eigentümer ist. Das dauert meist zwei Jahre. Wie danach das Haus aussieht, können Sie sich vorstellen …
Im Fall Sant Josep kam die Genehmigung des Gerichts schneller. Aber das nur, weil die Okupas die Besitzer angegriffen und beraubten – und zudem noch Marihuana angebaut hatten. Sie wurden verhaftet. Wetten, dass sie bald wieder draußen sind und das nächste Haus besetzen. Denn Richter lassen bei Okupas fast immer Milde walten. Ach ja, die Polizei bittet Immobilienbesitzer, die befürchten, dass ihr Haus besetzt ist oder dort Rauschgift angebaut wird, über Telefon 062 anzurufen und „vertraulich“ die Polizei zu informieren. Dann könnte die vielleicht eingreifen …
Nun zu Skandal Nummer zwei der vergangenen Woche: 99 Jahre lang gibt es im Hafen von Eivissa den „Club Náutico de Ibiza“. Kein Schicki-Micki-Club, sondern einer mit hervorragender Jugendarbeit, mit Betreuung von Behinderten und alten Menschen, mit bester sportlicher Segler-Ausbildung. Doch bis zum 5. Mai, also in knapp zwei Wochen, muss der Club den Hafen und die Gebäude räumen. Neuer Besitzer ist eine Firma aus Madrid, die heißt „PyLS“, was für „Nachhaltige Häfen und Küsten“ stehen soll. Die hat schon auf Formentera zugeschlagen. Den Hafen modernisiert und die Preise angezogen – alteingesessene Betriebe gaben auf.
Wie kann ein Club, der seit rund 100 Jahren zu Ibiza gehört, einfach herausgeworfen werden? Weil es das spanische Gesetz erlaubt! Alle paar Jahre werden Konzessionen für Häfen – auch für Chiringuitos (Strandbuden) neu vergeben. Die bisherigen Mieter und neue Bieter geben ein Gebot ab. Wer mehr Geld bietet, bekommt den Zuschlag. Und die Firma aus Madrid bot mehr Geld, versprach Investitionen für rund 2 Millionen Euro und versicherte, die sozialen und sportlichen Programme weiterzuführen. Wie soll das funktionieren? Die „Hafenbehörde der Balearen“ entschied: Diese Firma bekommt den Zuschlag. Der altehrwürdige Club muss raus! Da halfen auch alle Eingaben der Ibiza-Regierung und der Insel-Parteien nichts, die von „einem Tag der Trauer“ sprachen.
Übrigens: Die Kollegen der Tageszeitung „Dario de Ibiza“ recherchierten, dass hinter der neuen Betreiberfirma ein Unternehmer aus Madrid steht, der im Steuerparadies Andorra lebt und wegen Prozessbetrug vorbestraft ist. Aber das störte die Hafenbehörde nicht weiter. Und die wirtschaftliche Regel, dass eine Firma nur Millionen investiert, wenn es Millionen verdienen will, stellte sich die Hafenbehörde ebenfalls offensichtlich nicht. Ich bin mir ziemlich sicher, dass aus dem beschaulichen Hafen des Club Náutico de Ibiza bald ein teurer Luxus-Hafen wird. Wieder stirbt ein Stück Inseltradition und wird dem Geld geopfert …
Ich weiß, das sind keine Gedanken, die zu der Schönheit der Inseln, zu Sonne, Meer und unserem eigentlich glücklichen Insel-Leben passen. Aber es ist die Realität. Wo viel Sonne ist, gibt es auch Schatten. Ich habe heute das Gefühl, dass die Schatten auf Ibiza und Formentera größer werden …