Mit der gewohnten sonntägliche Ruhe war es gestern dahin: Rund 650 Selbstständige haben auf Ibiza gegen das spanische System der Sozialversicherungsbeiträge demonstriert. Die landesweite Protestbewegung fordert grundlegende Reformen und eine bessere soziale Absicherung.
Die Freiberufler folgten dem Aufruf des Veranstalters „Plattform für die Würde der Selbstständigen“ und zogen durch die Innenstadt der Inselhauptstadt Eivissa. In einem verlesenen Manifest beklagten sie, dass der Staat sie trotz ihrer „wichtigen Rolle für die Wirtschaft“ im Stich lasse und mit überhöhten Abgaben belaste.
Für einkommensabhängige Beiträge
Im Kern richtet sich der Protest gegen das aktuelle Beitragssystem: Selbstständige müssen ihre Sozialversicherungsbeiträge auch dann zahlen, wenn sie keine Einnahmen erzielen. Die Demonstranten fordern stattdessen einkommensabhängige Beiträge. „Es ist inakzeptabel, dass wir zahlen müssen, auch wenn wir nichts verdienen“, heißt es im Manifest.
Ein weiterer Kritikpunkt betrifft die Mehrwertsteuer (IVA). Derzeit müssen Selbstständige die Umsatzsteuer vorstrecken und später an das Finanzamt abführen – ein System, das ihre Liquidität belaste. Die Organisatoren verweisen auf automatisierte Systeme in anderen europäischen Ländern, wo dies nicht der Fall sei.
Von reichen Unternehmern keine Spur
Besonders scharf kritisieren die Selbstständigen ihre soziale Absicherung. „Ich war einen Monat wegen einer Handgelenksverletzung krankgeschrieben und bekam 300 Euro – musste aber gleichzeitig 300 Euro Sozialversicherungsbeitrag zahlen“, klagte die auf Ibiza ansässige Fotografin Aisha Bonet. Die Plattform fordert deshalb eine „echte Arbeitslosenversicherung“. Auch eine bessere Absicherung bei Mutterschaft, Krankheit und Pflege von Angehörigen wird verlangt.
Ein wichtiges Anliegen der Freiberufler ist, ihr Bild in der Gesellschaft zu korrigieren. „Man assoziiert Selbstständige mit reichen Unternehmern, aber fast alle von uns sind kleine Geschäftsleute – der Bäcker, der Elektriker“, betont Mitorganisatorin Bárbara Hermosilla.
Die Teilnehmer berichten ferner von prekären Arbeitsbedingungen: „Es reicht nicht einmal für Urlaub, weil die Abgaben brutal sind“, sagt Alda, die ein Nagelstudio betreibt und nach eigenen Angaben nicht selten bis zu zwölf Stunden täglich arbeitet. „Wir verlangen keine Privilegien, sondern Würde, Gerechtigkeit und gesunden Menschenverstand.“



