Der Stadtverwaltung von Eivissa wächst das Problem der behelfsmäßig angelegten Obdachlosensiedlungen zunehmend über den Kopf. Allein in der vergangenen Woche seien rund 80 neue Personen in das illegale Lager in der Nähe des Parkplatzes Sa Joveria gezogen, teilte Bürgermeister Rafael Triguero (Volkspartei PP) am Freitag mit. Das Lager gilt als das älteste im Stadtgebiet – bereits seit 2016 leben dort Menschen unter prekären Bedingungen.
Bei der einen Siedlung ist es seither nicht geblieben. Mittlerweile haben die Behörden sechs verschiedene Obdachlosencamps im Stadtgebiet ausgemacht. Neben Sa Joveria befinden sich weitere Lager in es Gorg, Cas Mut, Ca n’Escandell, es Viver und dem neu entdeckten Standort Can Palau de Baix. Letzterer wurde jüngst durch die örtliche Polizei aufgespürt, nachdem Beamte auf den Ursprung von Rauchschwaden Ausschau gehalten hatten. In dem bis dato unbekannten Lager stießen sie auf zwei Personen. Bei einer Durchsuchung der Behausung stellten sie nach Angaben der Stadt mehrere Stichwaffen sicher.
Rathaus nimmt Grundstückseigner in die Pflicht
Den Sozialbehörden zufolge leben insgesamt etwa 400 Menschen in diesen behelfsmäßigen Unterkünften aus Hütten, Zelten, Autos und Wohnwagen. „Die Bevölkerung dieser Siedlungen nimmt rapide zu“, sagte Triguero nach einer Krisensitzung mit allen beteiligten Behörden und Sicherheitskräften. Man dürfe diese Situation in der Stadt „nicht normalisieren“.
Besonders problematisch sei die latente Brandgefahr, die von den Lagern ausgehe. Die Stadtverwaltung will nun ein entsprechendes Gutachten an die Eigentümer der betroffenen Privatgrundstücke weiterleiten. Sollten diese nicht binnen einer Woche reagieren, werde die Stadt ihrerseits Maßnahmen ergreifen, sagte Triguero. Parallel werde man die Staatsanwaltschaft einschalten und die angefallen Kosten von den Grundstückseignern zurückfordern.
Triguero stellte zudem einen direkten Zusammenhang der wachsenden Zahl der Menschen mit dem Saisonbeginn her. Die Lager übten eine „gewisse Anziehungskraft“ auf jene aus, die neu auf der Insel seien und auf dem Wohnungsmarkt wenig Chancen hätten.