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Editorial von Dieter Abholte: Wie ich es sehe…

Über das Wetter auf der Insel, skrupellose Schlepperbanden und die Veränderung auf dem Immobilienmarkt.

Liebe Leser,

Dieter Abholte

nach der bisher kältesten Nacht des Jahres mit 3 Grad, scheint heute Morgen die Sonne wieder so warm vom Himmel, dass man auf der Terrasse frühstücken kann. Der Einbruch der Kaltfront, die der stramme Nordwestwind mitbrachte, ist erst einmal vorbei. In der kommenden Nacht wird es mit 13 Grad gleich 10 Grad mehr sein als vergangene Nacht. Und am Montag werden wir mittags auf Ibiza und Formentera wieder 20 Grad haben – im Schatten. Frühlingstemperaturen! Die passen zu den blühenden Oleanderhecken, den Wolken der roten und lilafarbenen Bougainvillea an den Hauswänden und den blühenden Rosen in den Gärten. Während im weiter nördlichen Europa Tristesse herrscht, ist es bunt auf unseren Inseln.

Aber ich wollte heute nicht nur über das Wetter schreiben. Was ist geschehen in der vergangenen Woche? Das furchtbare Bootsunglück mit Migranten, bei dem 18 Menschen auf dem Weg in ein besseres Leben starben. Angehörige warten mit massiven Vorwürfen gegen die Rettungsdienste auf, die trotz Suche mit Flugzeugen und Schiffen den Bootsinsassen nicht zur Hilfe kommen konnten. Auf dem vom Sturm gepeitschten Meer ist die Suche nach einem kleinen Boot wirklich mit der Stecknadel im Heuhaufen zu vergleichen – also fast unmöglich. Da kann nur ein Wunder helfen.

Zwischen Yachten und Urlaubern: Bootsflüchtlige gehen auf Formentera an Land. Foto: IB3

Die Mörder sitzen in Algerien

Dieter Abholte

Die, die den Tod der Menschen zu verantworten haben – und aus meiner Sicht Mörder sind –, sind die Schlepperbanden an der Küste Algeriens. Die sitzen sicher – und reich – in Algerien, während die Menschen in den Booten um ihr Leben kämpfen, die für die Überfahrten viele tausend Euro gezahlt haben. Waren in der Vergangenheit noch  Bootsführer an Bord, greifen die Bosse der Schlepperbanden heute immer mehr zu einem anderen verbrecherischen Verfahren: Sie suchen sich einen der Flüchtlinge aus, ernennen ihn zum Bootsführer, zeigen ihm den Kompasskurs nach Norden und sagen: Fahr genau dorthin! In der Regel treffen die Boote dann auch auf Formentera oder Ibiza an Land. Das bedeutet null Risiko für die Schlepper, weil sie nicht mit an Bord sind – und einen teuer bezahlten Platz mehr für Migranten.

Doch was passiert, wenn die Migrantenboote vom Kurs abkommen? Wenn es Motorprobleme gibt, oder Sturm die Nussschalen abtreibt. Dann kommt es zu Tragödien wie in den vergangenen Tagen. Die Schlepperbosse stört das nicht. Sie haben ihr Geld, und 50.000 oder sogar 100.000 Euro für die Überfahrt kassiert. Die Boote waren ohnehin Schrott und nichts wert. Also ein Geschäft ohne Risiko für sie. Der Tod der Migranten ist einkalkuliert und – so bitter es klingen mag – gehört zum Geschäft beim modernen Menschenhandel. Und der wird weitergehen, dafür sorgen nicht zuletzt algerische Polizisten und Hafenbehörden, die gerne mal wegschauen, wenn das Bestechungsgeld stimmt.

Ein Schnellboot der spanischen Seenotrettung. Foto: Salvamento Maritimo

Rettung gehört zur Menschlichkeit

Und da ist ja auch noch die Beruhigung, die man Flüchtlingen mit auf den Weg gibt: „Wenn was passiert, ruft ihr über Handy nach Hilfe…“ Dann steigen Suchflugzeuge auf, laufen Seenotrettungsschiffe aus. Manchmal können sie die Menschen aus Seenot retten, manchmal leider nicht. Es ist ein widerwärtiges und brutales Geschäft, das da heißt: Wir machen das große Geld, schicken verzweifelte Menschen aufs gefährliche Meer – und andere werden sich schon darum kümmern, sie zu retten! Und die Retter retten. Man lässt die Menschen draußen auf See nicht sterben. Das ist für unsere humanistische Gesellschaft selbstverständlich und gehört zur Menschlichkeit… Dass es von den Schleppern ausgenutzt wird, ist widerwärtig. Dass sie dafür nicht zur Rechenschaft gezogen werden, ist schlimm!

Und so kommen immer mehr Migrantenboote auf Ibiza und Formentera an. Und die Menschen in den Booten haben Glück, wenn sie ankommen. Denn sie haben den Weg in ein neues und meist besseres Leben geschafft. Sie müssen nicht zurück in ihre Heimatländer, werden medizinisch versorgt und dürfen dann gehen, wohin sie wollen. Größtenteils zu Bekannten oder der Familie, die schon in der EU lebt. Oft sind Belgien oder Frankreich das Ziel, weil dort auch Französisch gesprochen wird, wie in den Heimatländern der Migranten.

Immobilien auf dem Land oder in den Städten Ibizas als sichere Anlage. Foto: MBA

Ibiza-Immobilien sind weiter begehrt

Themenwechsel. Manchen Leser wird die Meldung verwundert haben, dass der Immobilienhandel auf Ibiza im September um rund 10 Prozent weniger war als im September des Vorjahres. Ist Ibiza nicht mehr gefragt? Ibiza ist weiter gefragt. Aber gute Immobilien auf der Insel, die zum Verkauf stehen, werden weniger. Wer verkauft schon sein Haus, wenn er hier lebt und auf der Insel bleiben will?

Für den Markt gilt: Ibiza ist weiter hochbegehrt. Gute Immobilien werden ihren Wert behalten und mehrheitlich weiter steigern. Überteuerte Projekte werden gemieden. Da ist die Wahl einer korrekten und fairen Immobilien-Agentur wichtiger denn je. „Hier eine Wohnung oder ein Haus zu haben, ist wie ein kleines Stück vom Paradies zu besitzen.“ So hat es einer unserer Freunde gesagt. Viele von Ihnen werden es ähnlich empfinden. Ich auf jeden Fall, denn ich genieße jeden Tag auf der Insel – auch wenn es nachts mal 3 Grad kalt ist…

Herzlichst, Ihr Dieter Abholte

 

 

 

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