Es klang zunächst nach einem Aprilscherz: Friedensverhandlungen für Gaza auf höchster Ebene auf Ibiza. Übereinstimmenden Medienberichten zufolge traf sich am Samstag Steve Witkoff, Sondergesandter des Weißen Hauses für Friedensmissionen, mit Katars Ministerpräsident Sheikh Mohammed bin Abdul Rahman al-Thani – auf Ibiza. Darüber berichtete unter anderem die Tageszeitung Time of Israel.
Die Ziele des unerwarteten Treffens waren demnach hochgesteckt: Binnen zwei Wochen soll ein Abkommen präsentiert werden, das den Krieg im Gazastreifen beenden könnte. Witkoffs Mission stehe offenbar im Zusammenhang mit dem jüngsten Telefonat zwischen US-Präsident Donald Trump und Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu über die humanitäre Lage im Gazastreifen, wie der Sender NBC berichtete.
Israel leugnet Hungernot in Gaza
Dem Bericht zufolge soll Trump Netanyahu unterbrochen und lauthals zu schreien begonnen haben, weil er „nicht hören wollte, dass die Hungersnot erfunden und übertrieben dargestellt sei“. Trumps Berater hätten Beweise vorgelegt, dass „Kinder dort verhungern“. Netanyahus Büro wies diese Darstellung umgehend als „vollkommen falsch“ zurück.
Die Realität vor Ort ist dramatisch: Nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Gaza, das sich in der Hand der Hamas befindet, sind infolge der israelischen Blockade bereits 198 Menschen an Unterernährung und Hungersnot gestorben, darunter 96 Kinder. Während Israel eine Hungersnot in Gaza bestreitet, hatte Trump Ende Juli in Schottland vor der Presse erklärt, er sehe „hungernde Kinder“ im Fernsehen.
Auf Doha folgt Ibiza
Die Trump-Administration sucht nun nach einem neuen Ansatz zur Kriegsbeendigung, nachdem im Juli Verhandlungen zwischen Israel und Hamas in Doha unter Vermittlung von Katar, den USA und Ägypten gescheitert waren. Damals ging es um einen 60-tägigen Waffenstillstand und die Freilassung von Geiseln – doch eine Einigung kam nie zustande.
Ob es auf Ibiza zu Fortschritten hinsichtlich eines weltweit geforderten Friedens gekommen ist, wurde zunächst nicht bekannt. Witkoff und der katarische Ministerpräsidenten gaben nach dem Gespräch keine Einzelheiten über den Inhalt des Treffens preis.