Rund 90 Einsatzkräfte haben am Mittwoch um 9 Uhr morgens begonnen, auf der Grundlage des Gerichtsbeschlusses des Verwaltungsgerichts Nr. 1 von Palma die Notsiedlung Can Rova 2 in Can Negre in der Gemeinde Santa Eulària zu räumen. Um 14.24 Uhr ist die Räumung, wie das Rathaus erklärt, dank eines Beschlusses desselben Gerichts gestoppt worden.
Erbe der Räumung vom Juli 2024
Can Rova 2 ist ein Gelände, das viele der Personen besetzten, die am 31. Juli 2024 ihre Baracken bei der Räumung der illegalen Siedlung Can Rova verloren haben (IbizaHEUTE). Hier bauten sie Zelte auf oder leben in Wohnwagen. Auch Familien und Frauen mit Kindern kamen hier unter, da sie keine andere Bleibe fanden. Die Kinder gehen in Schulen, die meisten Eltern arbeiten.
Can Rova 2 ist wie alle wilden Baracken- oder Notsiedlungen nicht legal und die Umstände ohne sanitäre Einrichtungen und mit angezapften Stromleitungen und Gaskochern im Freien nicht ungefährlich. In diesem Fall wehren sich die Besitzer des Geländes gegen die Siedler. Im Fall des Nachbargeländes hatte einer der Besitzer viel Geld verdient mit dem Vermieten von Parzellen.
Sozialarbeiter bieten Unterkünfte
Wie das Rathaus erklärt, bieten Sozialarbeiter Personen zumindest übergangsweise Unterkünfte und Mittel an, wenn sie als vulnerabel, als sozial gefährdet oder schutzlos einzustufen sind. Das betrifft beispielsweise Schwangere, Mütter mit Kindern und Personen mit Behinderungen. Offensichtlich fallen aber viele durch die Maschen der Bürokratie, sonst würden sie nicht seit Jahren in solchen Siedlungen leben.
Anwalt stoppt die Räumung
Ein Teil der 200 Menschen (Rathaus Santa Eulària) oder 400 (Unidas Podemos) hat sich an den Anwalt David Fechenbach gewandt. Er hat sie schon bei der Auflösung des Lagers im vergangenen Sommer vertreten. Der Anwalt hat in Palma die umgehende Aussetzung der Räumung beantragt. Die Gründe: Das Gericht hat seinen Räumungs-Beschluss nicht den Betroffenen mitgeteilt. Diese hatten also keine Möglichkeit, sich zu verteidigen und sind schutzlos.
Das Rathaus Santa Eulària war darüber informiert, dass die Betroffenen einen Anwalt und Adressen haben, hat das Gericht aber offensichtlich nicht aufgeklärt. Außerdem ist ein Verfahren bei einem Gericht in Ibiza anhängig, weil die Besitzer das Gelände zurückhaben wollen. Der Termin ist auf den 6. Juni angesetzt.
Rathaus hat 5 Tage Zeit
Eivissas Stadträtin Guadalupe Nauda von der Linkspartei Unidas Podemos versuchte gleich morgens die Räumung zu verhindern. Ohne Erfolg. Es gibt eine Gruppe von Personen, die mit Alkohol und Drogen handeln. Aber es gibt auch viele Familien und Kinder, ein Neugeborenes, drei schwangere Frauen, berichtet sie der Zeitung „Diario de Ibiza“.
Das Rathaus Santa Eulària hat 5 Tage Zeit, um Einspruch gegen den Räumungsstopp einzulegen. Die Menschen haben ein paar Tage Aufschub. Aber wo sollen sie hin?
Es Gorg in Eivissa mit Wohnwagen
Eine zweite Siedlung befindet sich auf dem Parkplatz Es Gorg in Eivissa. Hier hat die Ortspolizei Anzeigen gegen 18 Fahrzeughalter und Wohnwagenbesitzer erstattet. Entweder haben sie keine gültige Versicherung oder verstoßen gegen kommunale Auflagen.
Eine Frau, die zeitweise mit ihrem kleinen Sohn in Can Rova und nun in Es Gorg lebt, erzählt der Zeitung „Periódico de Ibiza y Formentera“, dass ihr wegen des Kindes niemand eine Wohnung vermietet. Sie wäre als alleinerziehende Mutter unkündbar, auch wenn sie keine Miete zahlen würde. Dieses Risiko geht niemand ein. Deshalb lebt sie in einem Wohnwagen. Der Sohn geht in die Schule, ist tagsüber bei ihr und schläft bei seinem Vater. Wie sie haben die meisten der Menschen, die in Wohnwagen, Zelten oder Baracken leben, Arbeit. Aber sie finden keine bezahlbaren Unterkünfte auf Ibiza.