Die Tourismus- oder Öko-Steuer (Ecotasa oder ITS im Spanischen) wurde endgültig 2016 eingeführt, damit die Inseln aus diesem Topf Projekte finanzieren, die die Umwelt entlasten. Um den Schaden, den viele Urlauber in kurzer Zeit anrichten, auszugleichen sozusagen. Inzwischen ist das Konzept etwas aufgeweicht.
Mit 2 bis 4 Euro pro Kopf und Übernachtung schlägt diese Kurtaxe für den Einzelnen nicht schwer zu Buche, aber insgesamt ergibt sie eine ansehnliche Summe. Für 2024 und 2025 wurden jetzt 377 Millionen Euro verplant. Wie diese verteilt werden, berichtet Clementine Kügler
Vielseitige Vorschläge
Die Steuer für Nachhaltigen Tourismus (ITS) finanziert Brandschneisen, die Bekämpfung von Plagen, von invasiven Tieren und Pflanzen, sowie den Naturschutz auf den Inseln schlechthin. Ganz wichtig sind die Kampagnen zur Pflege der geschützten Seegraswiesen. Nur wenn sich alle über den Wert der Posidonia bewusst sind, kann sie erhalten werden, beteuern Politiker immer wieder. Aber zu den Projekten der Gemeinden für die ITS gehören vielseitige Vorschläge.
Angesichts der zunehmenden Kritik am Massentourismus hat die Ministerpräsidentin der Balearen, Marga Prohens, Anfang Oktober eine Erhöhung der Steuer in der Hochsaison diskutiert. Die Hoteliers sind dagegen, sie haben schon nach der Einführung 2016 befürchtet, die zusätzlichen Euro würden Gäste abschrecken. Oder sie gar in die illegalen Ferien-Unterkünfte treiben, da sie dort keine Kurtaxe zahlen. Dass eine hohe Abgabe im Sommer und eine gesenkte im Winter die Urlauber derart beeinflusst, dass sie ihren Urlaub von Juli auf November legen, ist eher unwahrscheinlich. Noch hängt der Vorschlag in der Luft.

Aber die zuständige Kommission stellte am 8. November für 79 Projekte 377 Millionen Euro zur Verfügung. Der Großteil, 65 Prozent oder 247 Millionen, fließen in nachhaltigen Umweltschutz und Wasserwirtschaft.
67 Millionen Euro sind für die Entzerrung der Hauptsaison vorgesehen. Dabei geht es nicht um ganzjährigen Anreiz für Besucher, sondern Entzerrung bedeutet Tourismus von März bis Oktober. Den Rest des Jahres herrscht Ruhe. Im März, April und September, Oktober sollen sportliche und kulturelle Veranstaltungen locken. Das macht Ibiza ja bereits vor.
Größeres Kongresszentrum
Ibiza will außerdem den Kongress-Tourismus fördern. Zu allererst wird nun das Kongresszentrum in Santa Eulària ausgebaut. Die Insel-Regierung hat wegen Platzmangels viele große Veranstaltungen absagen müssen. Am heutigen Donnerstag, hat der Gemeniderat Santa Eulàrias den Ausbau beschlossen. Kritiker bemängeln vor allem, dass der Großteil, 5 Millionen Euro, eben aus der Tourismus-Steuer finanziert wird. Dafür sei diese nicht gedacht.

Für den Erhalt kulturell bedeutsamer und historischer Kunstschätze stellt die Balearen-Regierung 30 Millionen Euro bereit. Fortbildung, Forschung und Entwicklung im Tourismus-Sektor schlucken 7,5 Millionen Euro.
Um die gesetzlichen Vorgaben für Verantwortungsvollen Tourismus zu erfüllen, erhalten die Rathäuser 25 Millionen Euro. Damit sollen sie gegen den sogenannten Exzess- und Sauftourismus und Party-Boote vorgehen. Auf Ibiza ist vor allem das von jungen Briten beherrschte West End ein Kandidat für Reformen. Der Alkoholkonsum auf den Straßen solcher Vergnügungsviertel ist im Gesetzesdekret vom Sommer 2024 untersagt. Nun muss das durchgesetzt werden.

Die konkreten Projekte nennt die Regierung in Palma nicht, aber die Summen, die den Inseln zugutekommen. 229 Millionen Euro bleiben auf Mallorca (63,35 Prozent). Ibiza erhält 67,5 Millionen Euro (18,66%). Menorca 53,7 Millionen (14,85%) und Schlusslicht ist das kleine Formentera mit 11,3 Millionen Euro (3,14%).
Projekte auf Ibiza
Für Ibiza hat der Präsident des Inselrats, Vicent Marí, Details bestätigt. So gehört die Abfallverwertung zu den Projekten, die Modernisierung des Messegeländes, der Abriss der Sert-Ruine in der Cala d’en Serra (Sant Joan) und der Ankauf eines Geländes in Es Jondal, damit es Naturpark bleibt. Und eben der Ausbau des Kongresszentrums in Santa Eulària, stolz Palacio de Congresos genannt.
Illegale Ferienvermietungen
Der Tourismusminister der Balearen, Jaume Bauzà, stellt 10 Millionen Euro bereit, um illegale Ferienvermietungen zu unterbinden. Damit entspricht er einem Wunsch von Ibizas Consell, der schon lange insistiert, dass mehr Inspektoren und Maßnahmen gegen diesen unlauteren Wettbewerb aus der ITS finanziert werden. Abschreckend hohe Strafen und der Einsatz digitaler Technik beim Durchforsten der einschlägigen Plattformen sollen helfen, dieses Übel zu bekämpfen.

Die illegalen Vermietungen schränken den Wohnraum für die Bevölkerung ein, die das ganze Jahr mieten will. Sie schrauben die Mieten in die Höhe, sie zahlen keine Steuern und sie sorgen immer wieder für Konflikte mit Anwohnern und Nachbarn. Die Hotelverbände, die natürlich kein Interesse an der Konkurrenz haben, werfen der Balearen-Regierung vor, viel zu lange viel zu wenig getan zu haben.
Der Etat aus der Ecotasa ist ja nur ein Posten. Es gibt weitere. Auf dem WTM in London hat Tourismus-Minister Jaume Bauzà von 700 Millionen Euro gesprochen, die sich aus ITS und NextGeneration-EU-Fonds zusammensetzen. Die Summen klingen kolossal, was in der Realität umgesetzt wird, steht auf einem anderen Blatt.




