Die Zeiten exotischer Küche scheinen auf Ibiza vorbei zu sein. Stattdessen werben Restaurants zunehmend mit lokalen Produkten von der Insel – „Kilometer null“ sozusagen, auch wenn der Begriff selbstredend irreführend ist. Doch hinter dem Trend verbirgt sich ein logistisches Problem: Die landwirtschaftliche Produktion der Insel Ibiza kann bei weitem nicht alle Gastronomiebetriebe versorgen, die mit regionalen Erzeugnissen werben. Eine Mogelpackung also?
Der Präsident der Landwirtschaftskooperative von Sant Antoni, Toni Tor, fasst Anspruch und Wirklichkeit folgendermaßen zusammen: Lokale Agrarprodukte machten lediglich drei Prozent des gesamten Lebensmittelkonsums auf der Insel aus. „Es ist daher wenig wahrscheinlich, dass eine Produktion dieser Größenordnung für alle jene ausreicht, die behaupten, lokale Produkte zu verkaufen.“ Sprich, nur drei von 100 Tomaten auf den Tellern der Restaurants tragen die Ibiza-DNA in sich.
Vom Feld (fast) direkt auf den Tisch
Dabei genießen die einheimischen Erzeugnisse einen außergewöhnlich guten Ruf. Besonders Wassermelonen und Kartoffeln seien wegen ihrer Qualität auch außerhalb der Insel bekannt und gefragt, so Tur. Ein entscheidender Qualitätsfaktor sei der optimale Reifegrad beim Verbraucher, da die Produkte auf dem Weg vom Feld zum Endkunden nicht durch Kühlkammern müssten.
Nicht alles Obst und Gemüse lässt sich jedoch wirtschaftlich anbauen. Der Anbau der Padrón-Paprika beispielsweise, die den „Pimientos de Padrón“ zu gastronomischer Berühmtheit verhalf, würden oft aufgegeben werden, weil die aufwendige Handernte alle zwei Tage erfolgen müsse. „Es gibt hierfür keine Erntemaschine“, scherzt Tur. Ähnliche Probleme gebe es bei empfindlichen Produkten wie Erdbeeren.
Verschiedene Siegel bürgen für Qualität
Trotz nicht zu unteschätzender Herausforderungen hat sich die Insel mit der Initiative „Sabors d’Eivissa“ (Geschmack von Ibiza) einen Namen gemacht. Das vom Inselrat geförderte Programm bewirbt lokale Agrar- und Fischereierzeugnisse hoher Qualität. Mehrere Produkte tragen bereits EU-Qualitätssiegel: Ibiza-Honig verfügt über eine geschützte Ursprungsbezeichnung (DOP), während sich Olivenöl, Kräuterschnaps (Hierbas Ibicencas) und Weine eine geschützte geografische Angabe (IGP) verdienten.
Diese Zertifizierungen garantieren sowohl die Herkunft als auch traditionelle Produktionsmethoden und stärken die gastronomische Identität der Insel.



