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Ibiza-Stadt

Report: Balearen lassen den Tourismus hochleben

Spanien hat 2023 mit 84 Millionen Urlaubern wieder einen Rekord aufgestellt. Und daran sind Formentera und Ibiza nicht unwesentlich beteiligt. Ob diese Rekorde positiv sind, ist fraglich. Die Ressourcen sind begrenzt. Deshalb legen beide Insel-Regierungen Wert auf alternative Reiseprogramme. Wachsen soll nicht die Zahl der Besucher, sondern die der Urlaubsmonate, damit sich der Tourismus besser übers Jahr verteilt. Clementine Kügler berichtet.

Erfolgreichste Messe Spaniens

Die 44. Ausgabe der großen Tourismus-Messe Fitur in Madrid versammelte vom 24. bis 28. Januar 8500 Teilnehmer aus 152 Ländern. Ein riesiges Schaufenster für die schönsten Wochen im Jahr. Mit 150.000 Fachleuten aus der Tourismusbranche plus 100.000 Besuchern am Wochenende ist die Fitur die wohl erfolgreichste Messe Spaniens.

320.000 Deutsche besuchten Ibiza

1,8 Millionen Spanier besuchten Ibiza 2023, zitiert der Inselrats-Präsident Vicent Marí den Flughafenbetreiber Aena. In den ersten neun Monaten gaben sie auf Ibiza 518 Millionen Euro und auf Formentera 101 Millionen Euro aus. Barcelona, Madrid, Palma und Valencia entsenden die meisten Besucher aus Spanien. International punkten auf Ibiza (und mit Weiterreise nach Formentera) Großbritannien mit 925.000 Urlaubern, Italien mit 456.000, Deutschland mit 320.000, dicht gefolgt von 305.000 Niederländern.

Marga Prohens (l.) neben Formenteras Inselrat-Präsidenten Llorenç Córdoba (r.). Foto: Consell de Formentera

Ibizas Inselrats-Präsident beugt gleich Missverständnissen vor. Der Tourismus, um den auf der Fitur geworben wird, ist enorm wichtig für die Inseln, aber „Ziel ist es nicht, einen neuen Rekord bei den Besucherzahlen aufzustellen“. Es geht vielmehr darum, dass sie länger bleiben, mehr Geld ausgeben und respektvoller mit der Natur umgehen.

Sonnenfinsternis und Welterbe als Anreiz

Die Insel setzt auf Sport, Kongresse, Gastronomie, Kultur und Naturerlebnisse, die das ganze Jahr über Familien und Singles einladen. Formentera beispielsweise hat die Starlight-Auszeichnung für Sterne-Tourismus erhalten (nicht mehr nur die Medaille) und bereitet sich auf die Sonnenfinsternis im August 2026 vor, die auf den Balearen besonders gut zu beobachten ist.

Eivissa feiert die 25 Jahre Ernennung zum UNESCO-Welterbe mit den 15 spanischen Welterbe-Städten auf der Messe und das ganze Jahr über auf der Insel.

Dalt Vila gehört zum Unesco-Welterbe. Foto: Rüdiger Eichhorn

Austausch mit Kanaren und Valencia

Fitur heißt Werben um Urlauber, aber auch Treffen und Debatten mit Gleichgesinnten, um Probleme zu lösen. Vertreter der Kanaren und der Balearen besprachen sich etwa über die Übertragung der Zuständigkeit für die Küste. Madrid hat Kompetenzen an die Balearen im Juli 2023 abgegeben, aber keine Mittel bereit gestellt. Ohne Etat und Personal können die Inseln wenig ausrichten.

Beide Regionen teilen das Problem des knappen und teuren Wohnraums und setzen sich mit Nachdruck für bessere Anbindungen im Winter ein. Die Transportmöglichkeiten per Schiff und per Flugzeug für die Bewohner der Inseln untereinander und mit dem Festland sind wesentlich.

Mit der Region Valencia haben die Balearen über den juristischen Rahmen für den Küstenschutz gesprochen. Dazu gehört auch der Erhalt von traditionellem Kulturgut wie den Fischerhütten in ihren verschiedenen architektonischen Ausführungen.

Abkommen mit Booking.com

Die Inselratspräsidenten Ibizas und Formenteras haben mit dem Online-Portal Booking ihren Kampf gegen illegale Ferienvermietungen gestärkt. Booking ermöglicht es den Behörden künftig, wie Airbnb, illegale Angebote zu erkennen und gegen die Urheber vorzugehen. Die Vermietung am Fiskus vorbei schadet den Hotels, den angemeldeten Ferienvermietern und der Bevölkerung, die keinen Wohnraum findet, fasst Balearen-Präsidentin Marga Prohens das Problem zusammen.

Programm mit Dominikanischer Republik

Mit der Dominikanischen Republik verabredeten die Balearen ein Programm, um die Tourismus-Kultur mit Ausbildung und Austausch zu fördern. Hotelgruppen, wie Ibizas Palladium Group der Familie Matutes, haben Interessen in beiden Zielen und bauen diese weiter aus.

Häfen sind gefordert

Die Palma Boat Show zeigt Innovatives im April. Foto: GOIB

Auch die Häfen sind gefordert und müssen am Gleichgewicht zwischen schützenswerten Ressourcen, Modernisierung und Nachhaltigkeit arbeiten, sagte der Balearen-Minister für Meer und Wasserzyklus, Juan Manuel Lafuente. Nach zehn Jahren ist PortsIB wieder auf der Messe dabei. Ein gelungenes Beispiel für einen funktionierenden Hafen sei Ciutadella auf Menorca, wo 2023 über 20 Prozent mehr Nutzer als in den Vorjahren die Einrichtungen genossen, so Lafuente.

Baleària und Trasmapi

Die Palma Boat Show zeigt im April Innovation und Nachhaltigkeit in Sachen Nautik. Die Schifffahrtsgesellschaft Baleària stellte auf Fitur ihre zweite gasbetriebene Schnellfähre vor, die nach der spanischen Wissenschaftlerin Margarita Salas benannt ist. Trasmapi feierte 50 Jahre Bestehen als „100-prozentig balearisches Unternehmen“. Seit 1974 befördern die Fähren des Unternehmens Passagiere zwischen Ibiza und Formentera, im vergangenen Jahr waren es 1,2 Millionen.

Datenbanken und KI

Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz soll für den Tourismus ausgebaut werden. Die Balearen-Regierung von Marga Prohens stellt 22,6 Millionen Euro zur Verfügung, um nachhaltige innovative Tourismus-Projekte zu fördern. Auf Ibiza wird die Datenbörse SITE (Sistema de Inteligencia Turística de la isla de Ibiza) eingesetzt. Die gesammelten Informationen sollen Aufschluss über Bewegungen, Verhalten und Vorlieben der Urlauber geben, auf die dann die Infrastrukturmaßnahmen der Insel besser abgestimmt werden können.

Viel Trubel auf der Messe. Foto: GOIB

Künftig will Ibiza etwa die Zahl der Leihautos und Wohnmobile im Sommer beschränken. Dafür muss ein Gesetz verabschiedet werden. Das wiederum soll die Balearen-Regierung entwerfen, schlägt der Consell vor, denn es handelt sich um eine komplexe Maßnahme, die juristisch wasserdicht sein muss. Schließlich tangiert eine Zufahrts-Beschränkung Gesetze der EU und Artikel der Spanischen Verfassung.

Enormer Druck auf Infrastrukturen

Aber die Entwicklung kann so nicht weitergehen. Am 9. August 2023 befanden sich 341.000 Personen auf Ibiza und 2,1 Millionen auf den Balearen. Auf Formentera war der Rekordtag der 11. August mit 34.000 Menschen. Noch im Oktober zählten die Balearen im Schnitt 1,7 Millionen Einwohner und Touristen, so viele wie einst im August 2009. Der Druck ist enorm und überlastet die Infrastrukturen.

Design des Balearen-Standes. Illustration: GOIB

Der Balearen-Stand mit 1000 Quadratmetern ist schon 2023 von der Messegesellschaft ausgezeichnet worden für seine Nachhaltigkeit, Flexibilität und Anspielung auf das kostbare Neptungras (IbizaHEUTE). Hier durften sich angemeldete Besucher von den kulinarischen Delikatessen überzeugen. Das Verkosten von köstlichem Wein und nativem Olivenöl gehörte ebenso zu den Attraktionen der Balearen wie die lokalen landwirtschaftlichen Produkte schlechthin.

Diese sind offenbar so beliebt, dass die Früchte am Stand Ibizas in Plexiglasurnen geschützt waren. Sonst würden Kartoffeln, Mandeln, Orangen und Avocados nach und nach verschwinden, heißt es. Das sei auf der Messe wohl so üblich. Einer Mitarbeiterin ist sogar das Brötchen vom Desk gestohlen worden, berichtet die Zeitung „Diario de Ibiza“.

Werbung für Formentera. Foto: Consell de Formentera

Zum krönenden Abschluss: Der Spanische Verband der Gemeinden und Provinzen (FEMP) hat Ibizas Inselrats-Chef Vicent Marí zum Präsidenten des Spain Convention Bureau (SCB) ernannt. Diesem gehören 63 Kongress-Städte im Land an. Marís Aufgabe besteht darin, deren Vorzüge für Kongresse, Tagungen und Firmentreffen (MICE) in Europa zu bewerben.

Kongress-Touristen brauchen Direktflüge

Die zahlungskräftigen MICE-Touristen sind eine wichtige Einnahmequelle in der Nebensaison und schaffen Arbeitsplätze. Auf Ibiza nehmen die Veranstaltungen zu und das Kongresszentrum in Santa Eulària soll nun ausgebaut werden. Wichtig wäre es aber auch, dass es in der Nebensaison und im Winter mehr Direktflüge gibt, denn auch Zeit ist Geld und beides geht beim Umsteigen verloren.

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