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Ibiza-Stadt

Report: „Tourismus als Brot für Ibiza“

Auf den Kanarischen Inseln und in Valencia sind am Wochenende Tausende gegen die Auswirkungen des Massentourismus auf die Straßen gegangen. Auf Ibiza hat in der vergangenen Woche der HIC Summit stattgefunden, um die Entwicklungsmöglichkeiten des Fremdenverkehrs auf der Insel zu beleuchten und Alternativen zu benennen. Clementine Kügler berichtet.

Regenerierung und Nachhaltigkeit

Dass es bei dem Kongress nicht um grenzenloses Wachstum ging, machen schon die Veranstaltungsorte klar. Etwa die neue Hotelfachschule in Sa Coma und der Bibo-Park. Der Biotechnologische Botanische Garten Ibizas steht als Symbol für Nachhaltigkeit, die Hotelfachschule für Professionalität auf der Insel.

Die blitzblanke Küche der Hotelfachschule im Januar. Der Generaldirektor für Tourismus, Josep Aloy (l.), hört Ibizas Inselrats-Präsidenten Vicent Marí (r.) zu. Foto: GOIB

Regenerierung von Ökosystemen, das Pflanzen von Posidonia, um die gefährdeten Seegraswiesen zu erhalten, Innovation und Nachhaltigkeit sind Ziele eines veränderten Tourismus‘, erklärt Óscar Caro, Direktor des HIC Summit. Die Gastronomie ist ein wichtiger Faktor, wenn sie als „Slow Food“ mit lokalen Produkten arbeitet. Und auch hier spielt eine professionelle Ausbildung eine wichtige Rolle. In diesem Zusammenhang wurde die Bereitschaft anerkannter Chefs auf Ibiza gelobt, die Nachwuchs ausbilden.

Essen & trinken
Auch die hohe Kunst des Kochen wird an der neuen Hotelfachschule auf Ibiza gelehrt. Foto: Kirsten Lehmkuhl

Wirtschaftsmotor Tourismus

Der Tourismus erwirtschaftet in Spanien 13 Prozent des Bruttoinlandsproduktes, auf den Kanaren sind es sogar 35 Prozent und auf den Balearen 45 Prozent. Der Sektor muss gepflegt werden. Dazu gehören würdige Arbeitsverhältnisse, erklärte der Direktor des Instituts für Qualität und Nachhaltigkeit im Spanischen Tourismus (Ictes), Fernando Fraile. Und würdige Wohnverhältnisse selbstverständlich auch.

Viele Jungunternehmer haben heute die Nachhaltigkeit im Blut, andere Firmen und Ketten versuchen sich mit Greenwashing durchzumogeln, kritisierte Miguel de Ros von Climate Tech. Die Digitalisierung als ein wichtiger Schritt, um Abläufe zu vereinfachen, sollte gefördert werden.

Andere Teilnehmer sprachen darüber, dass die Wirtschaftlichkeit des Tourismus nicht das Problem sei, sondern die Lösung, wenn sie richtig verwaltet wird. Klimaschutz, Wasserressourcen und Umwelt müssen die wesentliche Rolle spielen, die ihnen auf der kleinen Insel zukommt. Die Bevölkerung darf nicht unter dem Urlaubern leiden, das Gleichgewicht wieder herzustellen, zählt zu den unbedingten Zielen. Zu den Herausforderungen gehört auch der Biosprit für Flugzeuge, mit einer Quote von 2 Prozent 2025 und 10 Prozent 2030.

Kleine Herzen vor Strand und Meer bei herrlicher Sonne auf Ibiza im Herbst. Foto: Rüdiger Eichhorn

Touristen-Steuer erhöhen

Ganz wichtig für die Insel wäre die Entzerrung der Saison. Wenn sich die Urlauber auf Herbst und Winter und nicht nur auf den Sommer verteilten, dann könnten Hotels weiter öffnen, wären Arbeitsplätze auch in der Gastronomie und dem Transportwesen gesichert. Dass eine Erhöhung der Touristen-Steuer (ITS) in der Hochsaison, wie sie die Balearen-Präsidentin Marga Prohens vorschlägt, dazu beiträgt, bezweifeln alle Hotelverbände der Balearen energisch. Kein Urlauber wird wegen des höheren Tagessatzes seine Ferien vom August auf den Januar legen.

Die beliebte Cala Llonga wartet mit zahlreichen Hotels auf. Foto: Rüdiger Eichhorn

Die Verbände kritisieren auf Ibiza und Formentera die Untätigkeit der Behörden gegen die illegalen Ferienvermietungen. Die Passagierzahlen auf dem Flughafen sprengen Rekorde, aber die Hotels sind nicht ausgelastet. Sie haben sogar mit Rabatten im August die Gäste gelockt. Die scheinen aber ein großes Angebot illegaler Wohnungen und Villen vorzuziehen.

Consell gegen illegale Vermietungen

Dem Vorwurf der Untätigkeit kontert Ibizas Insel-Regierung (Consell) immer wieder in seinen Pressemitteilungen. So hat der Consell die Plattform Airbnb aufgefordert, 269 Annoncen zurückzuziehen, weil sie ganz offensichtlich nicht legal seien. Es handelt sich um Tipis oder Zelte, das ist verboten. Der Consell geht dabei nach der Direktive der EU vor, ohne auf die spanische Regierung zu warten.

In den vergangenen fünf Jahren habe der Inselrat 745 Angebote auf verschiedenen digitalen Plattformen und in Sozialen Netzwerken aufgespürt, untersagt und mit Geldbußen belegt. Laut Exceltur, dem Lobby-Verband der Touristikunternehmen, sei das Angebot privater Unterkünfte auf Ibiza zwischen 2019 und 2023 von 7800 auf 4000 zurückgegangen.

Die Insel-Regierung von Ibiza will weniger Autos auf die Insel lassen. Foto: MBA

Brot und Brot

Bei den Versuchen, die Zufahrt der Fahrzeuge auf die Insel im Sommer zu bremsen, geht es nur in Schrittchen voran. IbizaHEUTE-Chefredakteur Dieter Abholte hat in seinem Editorial am Sonntag schon erklärt, weshalb sich die Politiker so schwertun, auf der Insel den Tourismus etwas zu begrenzen. „Der Massen-Tourismus bringt Hunderte Millionen auf die Insel. Und wer will schon darauf verzichten?“

In einem Podcast schlägt Abel Matutes Prats genau in diese Kerbe. Der Generaldirektor der Palladium Hotel Group und Sohn des mächtigen Abel Matutes erklärte: „Man sollte das Brot nicht aufs Spiel setzen, und auf Ibiza ist der Tourismus das Brot“. Der Kongress zeigte, dass es Brot und Brot gibt und sich der Sektor zumindest Gedanken um die Zukunft macht.

 

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