Die Saison beginnt: Nach dem warmen Winter lassen die Nattern nicht lange auf sich warten und werden im April aus ihrer Lethargie erwachen. Dann wird es Zeit, die Fallen aufzustellen, denn auf der Insel sind die Schlangen nicht gelittene Eindringlinge. Sie dezimieren die Eidechsen. Die Hufeisennatter und Treppennatter werden uns Menschen nicht gefährlich, aber sie ernähren sich von Eidechsen, Fledermäusen und sogar kleinen Küken. Clementine Kügler sprach mit der ibizenkischen Biologin, Antònia Maria Cirer.
Bilanz gefangener Nattern
Die balearische Artenschutzbehörde (Cofib) hat im Vorjahr von April bis November rund 3000 Schlangen, hauptsächlich Hufeisennattern gefangen. Auf der ganzen Insel hat sie 1360 Fallen aufgestellt.
Die private Stiftung IbizaPreservation hat mit „Protegim Ses Sargantanes“ von Ende Mai bis Anfang November Fallen in zwei Naturschutzgebieten aufgestellt. In den Salinen und in Ses Feixes in der Talamanca-Bucht. Sie haben in den Feixes fast 4 Schlangen pro Woche gefangen. Das ist eine hohe Dichte in einem Gebiet, in dem es noch Eidechsen gibt. In den Salinen sind nur sechs Schlangen in die Fallen gegangen. Dort ist die Zahl also noch gering und könnte es dank der Fallen auch bleiben.

Behörden müssen handeln
Eine starke Aktivistin ist die ibizenkische Biologin Antònia Maria Cirer. Sie fordert Rathäuser, Ibizas Consell und die Balearen-Regierung auf, massiv Fallen aufzustellen, und die Einfuhr von Pflanzen zu kontrollieren. Die Bevölkerung muss wissen, was sie tun kann, und wo sie Information und Hilfe bekommt. Die Institutionen müssten Fallen gratis verteilen und Kurse geben, damit jeder weiß, wie er die Köder-Mäuse pflegt und die Natter tötet. Es muss eine klar definierte Anlaufstelle geben. Stattdessen liegen Faltblätter aus mit Telefonnummern, die nicht funktionieren, und jede ONG kämpft auf eigene Faust gegen die Nattern. Sie selbst organisiert „SOS Sargantanes“.

Versteckt in den Stämmen und Wurzelballen alter Olivenbäume wurden die Nattern vor gut 20 Jahren auf Ibiza und Formentera versehentlich eingeführt. Dass die Kontrolle der Pflanzenimporte erst jetzt erfolgt, ist fatal. Inzwischen haben sich die Nattern über die ganze Insel ausgebreitet. Aber seit 2023 dürfen keine ornamentalen Olivenbäume, Johannisbrotbäume und Steineichen mit einem Stammumfang von mehr als 40 Zentimetern in den Monaten der Eiablage bis zum Schlüpfen der Nattern sowie während des Winterschlafs eingeführt werden. Das bedeutet Einfuhrstop vom 15. Oktober bis 1. April und 15. Juni bis 15. September. Das zumindest wurde per Gesetz erreicht.
Schutz aus Fliegendraht
Cirer will, dass es Schutzgebiete für die Sargantana pitiusa gibt, etwa beim Archäologischen Museum (MAEF), in denen sich die Eidechsen vermehren können und so auf der Insel erhalten bleiben. Tatsache ist, dass das Eidechsenreservat um die Nekropolis zwar eingezäunt ist, aber kein Natternschutz angebracht wurde. „Das wäre ein ganz normaler Fliegendraht, der oben 30 Zentimeter nach außen gebogen wird. Daran könnten die Schlangen nicht ins Reservat gleiten. Auch hier hat Mallorca gesagt, das sei nicht nötig“, erzählt sie IbizaHEUTE. Inzwischen sind auch dort Nattern gesichtet und gefangen worden.

Eine Gefahr laufen auch die verschiedenen Eidechsenfamilien auf den Felsinseln rund um Ibiza und Formentera. Da die Nattern schwimmen können, sei es eine Frage der Zeit, bis sie zu den Felsen gelangen und dort Beute machen.
Cirer erklärt, dass es vier bis fünf Jahre dauert, bis keine Eidechsen mehr zu sehen sind, dann gibt es aber auch wirklich keine mehr. Anfangs hat die Bevölkerung nicht glauben wollen, wie ernst das Problem ist. Aber inzwischen sind die Nattern auf der gesamten Insel mit ganz wenigen Ausnahmen unterwegs, und die Eidechsen, die Symbole Ibizas und Formenteras, verschwinden.
Auf natürliche Regulierung warten
Das bedeutet, dass sich der Kampf gegen die Nattern verändert. Ihre Verbreitung ist nicht mehr aufzuhalten. Sie können jetzt nicht mehr ausgerottet werden, sagt Cirer. Momentan explodiert ihre Zahl, aber es wird einen Zeitpunkt geben, an dem ein natürlicher Prozess der Regulierung einsetzt. „Sie haben keine Feinde, sie vermehren sich, bis die Beute knapp wird. Dann nehmen die Bestände ab. Dann können wir versuchen, die Schlangen endgültig zu eliminieren. Das wird in 10 bis 20 Jahren der Fall sein“, stellt die Biologin in Aussicht.
Worauf es nun ankommt? „Wir müssen dann Eidechsen haben, die wir aussetzen, um die Insel wieder zu bevölkern.“ Dafür schlägt sie die Reservate ähnlich wie einst die Arche Noah vor. Aber das Umweltministerium der Balearen stellt dafür kein Geld bereit.

Mallorca versteht das Problem nicht
Cirer nimmt in ihrer Kritik kein Blatt vor dem Mund: Die Umweltpolitik wird auf Mallorca gemacht. Dort leben Nattern seit der Zeit der Römer, aber keine Eidechsen. Die Mallorquiner verstehen gar nicht, was die Echsen für Ibiza und Formentera, für die Natur und Biodiversität bedeuten, und wie tragisch entsprechend ihr Verlust durch die eingeschleppten Schlangen ist.
Was man tun kann:
In der Natur oder in Terrarien können sie erhalten und gezüchtet werden. Jeder, der einen Garten oder ein Grundstück mit Eidechsen hat, kann einen Teil mit Fliegendraht aus Metall abtrennen, in dem dann die Echsen sicher sind.
Was kann man noch tun? Fallen aufstellen. Die Schlangen sind aktiv von Ende April bis Ende Juni. Im Juli und August, wenn es besonders heiß ist, ziehen sie sich zurück. September und Oktober sind dann wieder Monate, in denen sie auf Nahrungssuche gehen.

Die Mäuse in den Fallen sind das einzige bekannte Lockmittel. Ob Labore an hormonellen Stoffen arbeiten, ist zumindest nicht bekannt. Auf jeden Fall bräuchten sie viel Zeit und viel Geld. Also bleiben die Mäuse, um die man sich aber kümmern muss.
Wer Schlangen in Natursteinmauern entdeckt, kann sie ausräuchern. Entweder mit den Smokern wie sie Imker benutzen, oder mit den Abgasen eines Mofas. Schlauch auf den Auspuff und in das Schlangennest halten. Die Natter kommt heraus und kann gefangen und mit einem kräftigen Schlag auf den Kopf getötet werden.
Gute Erfahrungen haben Helfer mit dem Training von Hunden gemacht. Sie können abgerichtet werden, um Schlangen zu erkennen und zu fassen.
Schutzsteine eher sinnlos

Die Schutzsteine, die beispielsweise an der Strandpromenade in Santa Eulària aufgestellt wurden, hält sie nicht für sinnvoll. Durch die Löcher können Eidechsen ins Innere flüchten, aber da kommen auch die Nattern durch. Selbst junge dünne Schlangen können eine Beute verschlingen, die 7- oder 8-mal größer als ihr Kopf ist. Deshalb kann eine große Natter sogar ein Kätzchen verspeisen.
Praktische Information:
Schlangenfallen mit Maus, 500 Gramm Futter und Wasserspender kosten 60 Euro in der Genossenschaft Santa Eulària. Telefon 971 339 174.
Anfang Juni findet in Santa Eulària auf dem Passeig Solidari die Umweltmesse ECOUC statt. Dort hat das Rathaus in den vergangenen Jahren Fallen gratis verteilt. Für einen Gutschein erhält man dann Maus und Futter in der Kooperative.
Plattformen und Organisationen, die sich für die Eidechsen einsetzen:
SOS Salvem sa Sargantana Pitiüsa: sargantanes.eivissa@gmail.com
Auf der Webseite https://estudiseivissencs.cat/sos-sargantanes/ finden sich viele Tipps, aber nur auf Katalanisch.
Amics de la Terra: https://www.tierra.org/amics-de-la-terra-eivissa/
Gen-gob Eivissa: https://gengob.org/es/
Cofib: http://www.fundacionaturaparc.com/cofib.html
Bei IbizaHEUTE finden Sie Adressen von privaten Kammerjägern.