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Ibiza-Stadt

Vom anderen Ende des Mittelmeers

Editorial von Dieter Abholte: Wie ich es sehe

Liebe Leser,

Dieter Abholte

eigentlich bin ich in Urlaub und in einer ganz anderen Ecke des Mittelmeers – in Kroatien. Aber auch hier werde ich mit den Problemen Ibizas und Formenteras konfrontiert. Probleme, die unsere Inseln bereits massiv haben: unverschämt hohe Preise. Und Probleme, die wir wohl noch vor uns haben: wirklicher Massentourismus und vor allem Kreuzfahrttourismus, vor dem einem graut.

Die Gassen von Dubrovnik sind so überfüllt, dass man fast nur noch geschoben wird. Bei den wenigen Stränden liegen die Urlauber so dicht an dicht, dass man kaum noch eine Hand zwischen die Handtücher bekommt. Da ist die einzige Chance, den Nachbarn zumindest einen Meter auf Distanz zu halten: Man mietet sich eine teure Liege. Kennen wir doch irgendwoher! Aber, glauben Sie mir, da sind wir auf Ibiza und Formentera noch glücklich dran…

Ein Grund für die Überfüllung von Strand und historischen Gassen der kleinen Städte sind nicht zuletzt die Kreuzfahrer. Wenn da fünf oder sechs der Klötze an der Pier liegen und ihre zigtausend Passagiere an Land karren – das können locker mal 20.000 sein –, dann wird es so voll, dass man nur noch weglaufen möchte, wenn man das mal könnte in der Enge.

Einige der historischen Städtchen haben die Notbremse gezogen und die Zahl der Schiffe auf zwei pro Tag begrenzt. Kennen wir auch, so wird es ja ab 2026 auf Ibiza ebenso sein. Nur waren die in Kroatien schlauer, als die Ibiza-Inselpolitiker, die mit der Hafenbehörde in Palma verhandelt haben: Die Kroaten haben die Zahl der Passagiere pro Schiff auf 3990 begrenzt. Das bedeutet: Es kommen bei zwei Schiffen nicht mehr als höchstens 7998 Besucher an Land. Und Schiffe, die Plätze für über 4000 Passagiere bieten, dürfen erst gar nicht die kroatischen Inseln anlaufen. Die bleiben draußen und suchen sich neue Ziele. Und da steht Ibiza ganz oben auf der Wunschliste.

Denn auf unserer Insel gibt es keine Begrenzung der Passagierzahlen, wurde halt bei der Verhandlung mit dem verantwortlichen Hafenamt in Palma versäumt oder vergessen. Was passiert nun? Genau das, was wir jeden Mittwoch schon jetzt erleben: Da machen zwei der Monster-Kreuzfahrer mit je über 6000 Passagieren im Hafen fest und über 12.000 Passagiere strömen an Land, überfluten die engen romantischen Gassen von La Marina und Dalt Vila.

Lassen Sie mich zuerst unsere Politiker auf der Insel in Schutz nehmen. Sie haben zwar versäumt, bei den Verhandlungen die Passagierzahlen zu begrenzen (schwerer Fehler), aber sie sind nicht verantwortlich für die Kreuzfahrtschiffe, die Ibiza immer öfter als das Ziel entdecken, das Urlauber auf die Schiffe lockt. Auch verdient Ibiza nichts daran. Da ist es anders, als viele unserer Leser glauben. Verdienen tut nur einer: die Hafenbehörde in Palma. Sie kassiert die heftigen Liegegebühren für die Kolosse – Ibiza bleiben nur volle Gassen, Taximangel und jede Menge Abgase, die die Schiffe in jeder Sekunde – und das Tag und Nacht – in die sonst saubere Luft der Insel pusten.

Was tun? Nichts, außer die Fäuste zu ballen, was weder die Reeder der Kreuzfahrt-Riesen noch die zuständige Hafenbehörde in Palma interessiert. Nachverhandeln? Klar, das wäre ein Weg, aber für 2026 und teilweise schon für 2027 sind die Kreuzfahrt-Pläne der Reedereien gedruckt, ist Ibiza als Hafen gebucht. Also kann frühestens 2028 etwas geschehen. So lange müssen wir mit dem unseligen Massen-Tourismus zur See und dessen Folgen leben.

Fehler rächen sich nun einmal. So ist es im Leben und in der Politik. Aber den Unterschied: Wenn Sie und ich einen Fehler machen, müssen wir die Folgen ausbaden! Wenn die Politik Fehler macht, passiert – nichts! Ich habe noch nie erlebt, dass ein Politiker wirklich zur Verantwortung gezogen wurde. Was ich aber immer wieder erlebt habe: Politiker wurden für ihre Fehler belohnt, indem ihnen ein noch besser dotierter Posten in der Politik oder der Wirtschaft zugeschustert wurde. Das ist in Spanien nicht anders als in Deutschland oder bei der EU.

Aber Schluss mit den trüben Gedanken, genießen Sie den Spätsommer auf Ibiza oder wo immer Sie sind. Und bitte verzeihen Sie mir, dass am kommenden Sonntag kein Editorial von mir erscheint. Jetzt mache ich wirklich Urlaub.

Herzlich Ihr, Dieter Abholte

P.S.: Zu meinem Bericht passt auch die Meldung, die wir veröffentlicht haben: Während wir unter Wassermangel leiden, wird ein Kreuzfahrtschiff aber mit Hunderten von Tonnen Ibiza-Wasser versorgt. Sie hier

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