Editorial von Dieter Abholte: Eurowings und Hundebesitzer
Bolle durfte bei Eurowings nicht mit an Bord, weil angeblich die Tasche zu klein war. Für die Hundebesitzer begannen Stunden der Verzweiflung und Ausgaben von rund 1300 Euro
Eigentlich müsste die Überschrift zum Editorial von Dieter Abholte heißen: Eurowings in Hamburg bringt Hundebesitzer zum Weinen. Der Grund: Weil angeblich die Hundetasche zu klein war, wurden Passagiere zurückgewiesen und durften nicht ins Flugzeug. Ist Ihnen Ähnliches passiert? Dann schicken Sie uns bitte eine E-Mail an dieter.abholte@ibiza-heute.de
Liebe Leser,

Dieter Abholte
heute kommt von mir ein ganz anderes Editorial als sonst. Grund sind zwei Mails von Hundebesitzern, die mit ihren kleinen Hunden trotz passender Tasche nicht an Bord durften, weil die Mitarbeiterin am Check-in-Schalter von Eurowings auf dem Flughafen Hamburg sie nicht fliegen ließ. Das kommt mir sehr bekannt vor und sorgte bei IbizaHEUTE schon einmal vor zwei Jahren um viel Wirbel. Aber der Reihe nach:
Ich selbst flog Ende April von Ibiza nach Hamburg, griff zum Eurowings-Magazin in der Sitztasche und las das Editorial von Jens Bischof, dem CEO von Eurowings, als dem obersten Chef. Er feierte dort seine Gesellschaft, wie toll sie mit Vierbeinern umgehe, die ja für die Fluggäste zu den geliebten Familienmitgliedern gehören. Zitat: „Als Ihre Airline für preiswertes und komfortables Fliegen gehört zu unserem Service, dass ihr Haustier gerne in der Kabine mitfliegen kann.“ Dazu gab es dann noch einen umfangreichen, drei Seiten langen Bericht mit Fotos: „Wenn Vierbeiner Maja auf Reisen geht“. Auch dort der Tenor, wie einfach es sei und wie willkommen Hundebesitzer bei Eurowings seien …

Eurowings oberster Chef schreibt, wie Willkommen kleine Hunde mit Herrchen und Frauchen an Bord sind. Mehrere Passagiere erlebten das aber ganz anders…
Am 3. Mai erlebten das Susann und Bernd C. ganz anders – und sie waren nicht die Einzigen. Gebucht hatten sie bei Eurowings Hamburg-Ibiza, Flugnummer EW 7514, um 8.30 Uhr. Mit dabei war „Bolle“, ein niedlicher acht Jahre alter Bolonka, 5,5 Kilo leicht – also wesentlich weniger schwer als die erlaubten 8 Kilo für Hunde in der Kabine. Auch die Hundetasche passte und entsprach der Norm für die Kabine. „Bolle“ kannte sie, hüpfte am Schalter herein und wartete mit auf die Abfertigung. Das war das Ende des Fluges, bevor er überhaupt angefangen hat.
„Die Tasche ist zu klein, damit kann ich Sie nicht an Bord lassen!“, verkündete die Angestellte am Schalter. Und fügte hinzu: „Da hat der Hund zu wenig Platz. Er schaut je jetzt schon mit dem Kopf da raus!“ Die Tasche war nicht zu klein. Der Hund konnte darin stehen, sich drehen und liegen – also genau das, was das Tierwohl bei Eurowings – mit Recht – vorschreibt. Nur, wer schon einmal einen Hund gesehen hat, weiß, dass ein sitzender Hund höher ist als ein stehender Hund. Aber das wollte die Dame am Eurowings-Schalter nicht akzeptieren.

Schauen Sie mal auf den Hund in der Tasche im Bordmagazin von Eurowings, auch er kommt mit dem Kopf oben raus – weil er sitzt und so größer ist. Aber die Tasche ist trotzdem korrekt. Am Hamburger Flughafen sah dass eine Mitarbeiterin am Check-in ganz anders und trieb Hundebesitzer in die Verzweiflung.
„Wir waren ziemlich verzweifelt“, sagt Susann C., „aber wir haben nicht aufgegeben!“ Sie liefen zum Kofferladen im Flughafen. Größere Taschen gab es da nicht, die hätten auch gar nicht in die Kabine gepasst. Bernd C. nahm vom Airport ein Taxi zur nächsten Zoohandlung. Aber auch da gab es keine größeren Taschen.
Die Hundebesitzer versuchten es in ihrer Verzweiflung am Schalter der Lufthansa. „Dort gab es eine sehr, sehr hilfsbereite Dame am Schalter. Sie sah die Tränen in unseren Augen und sagte: Ich besorge Ihnen eine unserer Hundetaschen. Dann kam sie mit der Tasche zurück und meinte: „Jetzt müsste es reichen!“
Die Tasche war eigentlich nicht größer als die alte Bolle-Tasche – und reichte der Angestellten am Check-In-Schalter auch nicht. Bernd C. erinnert sich: „Sie sagte, der Hund kommt immer noch mit dem Kopf oben raus. Sie können nicht fliegen. Und bitte verlassen Sie jetzt den Schalter, Sie halten die anderen Gäste auf!“ Klar kam Bolle wieder mit dem Kopf oben ein Stück aus der offenen Tasche, weil er saß. Genau wie auf den Fotos, die Eurowings in ihrem Bordmagazin veröffentlichte.
Verzweifelt fuhren Susann und Bernd C. mit Bolle wieder nach Hause. Bekannte übernahmen den kleinen Hund für die Woche Ibiza-Urlaub. Aber statt der Woche waren es nur noch vier Tage, weil sie dann erst den nächsten Flug bekamen. Die Rechnung der Hundebesitzer sieht so aus: Wir haben 469,98 Euro für den Flug verloren, drei Urlaubstage mit 490 Euro für die Pension, 229,64 Euro für den Mietwagen, 166,80 Euro die Zugfahrt von Berlin nach Hamburg zum Flughafen und 38 Euro fürs Taxi zum Zoogeschäft. Das sind exakt 1.394,42 Euro – und das nur, weil eine Mitarbeiterin am Check-In-Schalter sich weigerte, einen kleinen Hund mitzunehmen. Über die Gründe kann man nur spekulieren: Schlecht ausgebildet für ihren Job? Keine Ahnung davon, dass ein Hund höher ist, wenn er sitzt? Angestellte am falschen Platz?
Jetzt könnte man sagen, das war vielleicht ein Einzelfall. War es wohl nicht. Denn uns erreichte folgende Mail. Wieder ging es um Eurowings, wieder um den Flughafen Hamburg. Die Leserin Hildegard H. schreibt an mich:
Betreff: Eurowings Einreise am 2.5.24 nach Palma de Mallorca, mein Zwergpudel, 4,8 Kilogramm schwer
Sehr geehrter Herr Abholte, auch mir wurde zum o.g. Datum die Einreise mit Hund verweigert, und zwar nach Augenmaß. Weder der Hund noch die Tasche wurde gemessen. Ich reise seit 8 Jahren mit der gleichen Tasche nach Palma, und zwar zwei- bis dreimal jährlich. Ich musste aber dieses Mal den Hund zurücklassen und bekam erst ein paar Stunden später einen Flug – Mehrkosten 511 Euro. Zum Zeitpunkt meines Abflugs war der Koffer-Laden im Untergeschoss des Terminals noch geschlossen. Ich ging später dorthin und erfuhr vom Laden-Besitzer, dass es mehrere weinende Kunden gegeben habe, die auch wegen einer angeblich zu kleinen Tasche von Eurowings zurückgewiesen wurden.
Dieser Fall ereignete sich einen Tag, bevor Susann und Bernd C. mit Bolle nicht fliegen durften. Es bedeutet, dass schon Tage vorher Hundebesitzer abgewiesen wurden. Das erinnert mich, dass wir bei IbizaHEUTE vor zwei Jahren – auch mit Eurowings und auch Airport Hamburg – rund 20 Mails von verzweifelten Hundebesitzern erhielten, die mit ihren kleinen Hunden nicht an Bord durften. Es waren E-Mails mit unglaublichem Inhalt dabei. Ich denke, so etwas darf nicht passieren.
Haben auch Sie Erfahrungen beim Flug mit Hunden in der Kabine gemacht – positive wie negative? Dann schreiben Sie mir bitte eine Mail, wir werden diese Mails veröffentlichen und natürlich – wie bei diesem Bericht – Eurowings um Stellungnahme bitten. E-Mail: Hund
Bitte sehen Sie mir nach, dass mein heutiges Sonntags-Editorial einen anderen Inhalt als normal hat. Aber ich denke, auch solche Themen gehören in IbizaHEUTE – mit der Hoffnung, dass sich da zügig etwas ändert und zu Unrecht zurückgewiesene Hundebesitzer zu ihrem Recht kommen. Und nicht mit Verzweiflung und Kosten zurückgelassen werden …
Herzlichst, Ihr Dieter Abholte