Unser IbizaHEUTE-Chefredakteur schreibt darüber, wie glücklich man sein muss, auf Ibiza zu leben. Inseln als Ort des Friedens inmitten einer Welt, die aus den Angeln geraten ist…
Liebe Leser,

erst einmal wünsche ich Ihnen einen schönen Sonntag, wo immer Sie sind. Hier auf Ibiza und Formentera nieselt es – leider nur. Dabei benötigt die Insel ganz dringend Regen, richtigen Regen – tagelang. Ich erinnere mich an die Februarmonate vor ein paar Jahren. Das brachten die Tiefdruckgebiete richtig Wasser mit. Die Wasserreserven wurden aufgefüllt, die Natur blühte auf, die ganze Insel strahlte in sattem Grün.
Und der Februar 2024, der in ein paar Tagen endet? Regen? Fehlanzeige, bis auf ein paar lächerliche Tropfen! Auch das Tief, das gerade über die Inseln zieht, hat nur Sturm, aber keinen Regen im Gepäck. Gegen Mittag soll es mit den heftigen Böen aus Nordwest losgehen.
Ab 12 Uhr gilt für Ibiza und Formentera die Wetterwarnung GELB: Heftiger Wind bis Stärke 8 Beaufort (70 km/h); Wellenhöhe auf dem Meer 3 Meter und mehr; Regenwahrscheinlichkeit 25 bis 50 %; Niederschlag 0,4 Millimeter – das ist nichts! Ich befürchte: Unsere Inseln gehen einem schweren Sommer entgegen. Denn die drei Meerwasser-Entsalzungs-Anlagen können nicht so viel Wasser produzieren, wie gebraucht wird. Dazu kommt, dass die Anlagen extrem viel Energie verbrauchen.
Wie wird die Politik auf die drohende Wasserknappheit reagieren? Mit Verbot von Gartenbewässerung und dem Auffüllen von Swimming-Pools? Natürlich liegen solche Pläne in der Schublade für den Worst Case, für den schlimmsten Fall. Doch wer will kontrollieren, ob in den Gärten die Bewässerungsanlagen nachts wirklich nicht laufen, die Pools nicht gefüllt werden? Unmöglich! Eigentlich zeichnete sich seit Jahren ab, was jetzt passiert. Aber noch immer gibt es – vor allem bei den Hotels – riesige Grasflächen und große Poolanlagen statt wassersparenden Pflanzen und anderen Möglichkeiten. Da hat die Politik versagt und statt Verordnungen zum Wassersparen zu erlassen, weggeschaut und gedacht: Vielleicht wird ja alles gut …
Sie sehen, ich habe heute keinen fröhlichen Tag. Wie sollte sich auch? Der Einmarsch der Russen in die Ukraine jährt sich zum zweiten Mal. Dort sind bisher mehr Menschen ums Leben gekommen, als Ibiza an Einwohnern hat. Und das Sterben, die Angst und Verzweiflung gehen weiter. In Gaza, bei den Kämpfen zwischen der Hamas und Israel, ziehen Millionen Menschen von einer Stadt zur anderen – um dann zu erleben, dass sie auch dort statt Sicherheit Krieg, zerbombte Häuser, Hunger und Todesangst erwarten. In Valencia sterben Menschen beim furchtbaren Brand eines Hochhauses, weil offensichtlich die Fassade wie ein Brandbeschleuniger wirkte.
Und in den USA verkündet der vielleicht nächste Präsident Donald Trump, dass er es den Europäern gönnt, wenn Putin angreift. Sie hätten einfach mehr für ihre Sicherheit tun können. Ganz nebenbei erklärt er noch, dass er nicht daran denkt, die Ukraine weiter zu unterstützen und auch keine Lust mehr auf die NATO-Verpflichtungen der USA hat. Dazu greifen im Jemen die aufständischen Huthis die Schiffe im Roten Meer an, um den Welthandel zu stören.
Weite Teile der Welt werden von Menschen regiert, die reichlich Größenwahn und wenig Gewissen haben. Und wenn sie sich nicht als Diktatoren auf ihre Macht durch Militär, Geheimdienst und Polizei stützen können, werden sie auch noch begeistert gewählt! So wie Herr Trump in den USA, der jede der Vorwahlen bisher haushoch gewann und in Richtung Weißes Haus marschiert. Da war er schon mal – und als er abgewählt wurde, hat andere dahin geschickt! Die dann als Chaoten und Verbrecher mit Trump im Herzen und verblendeten Hirn, die Demokratie stürzen wollten.
Ja, wie soll man in solchen Zeiten fröhlich sein! Man kann nur froh und glücklich sein, dass wir auf zwei – weltwirtschaftlich und machtpolitisch unbedeutenden – kleinen Inseln mitten im Mittelmeer leben. Uns geht es wirklich unsagbar gut. Wir müssen nicht ängstlich überlegen, in welchen Keller wir flüchten sollen, damit uns Drohnen und Bomben nicht erreichen. Wir überlegen, ob wir trotz Sturm am Strand spazieren wollen. In welchem Restaurant wir heute essen möchten. Oder ob wir mit Freunden im Garten grillen. Natürlich haben auch wir Probleme, doch sie liegen auf einer anderen Ebene. Wir gehören zu den wirklich Glücklichen dieser Welt. Seien wir dankbar dafür. Ich bin es jeden Tag.
Herzlichst, Ihr Dieter



