In seinem Editorial vergleicht der Chefredakteur von IbizaHEUTE andere Sehnsuchtsorte mit Ibiza und Formentera und kommt zu diesem Ergebnis…
Liebe Leser,

manchmal benötigt man Abstand, um das Gute, das Einmalige, die Schönheit oder eine Liebe neu zu entdecken. Mir geht es so. Ich bin zurück von einer Kreuzfahrt mit Lesern auf dem wunderschönen Großsegler „Sea Cloud Spirit“. Es war eine fantastische Route vom Atlantik ins Mittelmeer – von Gran Canaria über die Küste Marokkos durch die Straße von Gibraltar bis Málaga. Es war mit der Sea Cloud Spirit auch eine Reise auf einem der schönsten Schiffe der Welt: Luxus und Abenteuer unter weißen Segeln. Mit nur rund 100 Passagieren an Bord – acht davon waren unsere Leser. Ich will hier keinen Reisebericht schreiben, dafür ist ein Editorial nicht da. Aber ich möchte Ihnen meine Gefühle verraten. Wir segelten in Häfen wie Agadir, Casablanca, Cádiz und Malaga – Orte mit klangvollen Namen. Namen, die Sehnsucht erwecken.
Doch mit keinem dieser Orte würde ich tauschen. Ich habe sie mit Ibiza verglichen: die Städte, die Straßen, die Plätze, die Restaurants, die Strände. Kein Ort konnte es mit Ibiza und Formentera aufnehmen. Natürlich bin ich voreingenommen, weil ich unsere Inseln liebe. Aber auch bei objektiver Betrachtung ist für mich klar: Ibiza und Formentera sind einfach schöner, sind lebenswerter. Wir haben allein auf Ibiza über 50 Strände, haben mit Formentera Strände, wie sie in der Karibik und in der Südsee kaum schöner sein könnten.
Dazu die Sauberkeit der Inseln, wo jede Nacht die Müllabfuhr unterwegs ist, wo tagsüber Reinigungspersonal auf kleinen Wagen oder mit dem Moped die Straßen abfährt, um aufzulesen, was rücksichtslose Zeitgenossen am Straßenrand weggeworfen haben.
Wir haben eine hervorragende Gastronomie! Ich denke, nirgendwo auf der Welt gibt es auf einem kleinen Gebiet wie Ibiza mit knapp 160.000 Einwohnern so viele Sterne-Restaurants – nirgends aber auch nicht so viele einfache Chiringuitos. Wir haben die freie Auswahl, ob wir für ein Essen im Sterne-Restaurant 200 Euro ausgeben oder in der einfachen Strandbude nur 20 Euro. Meer und der Strand sind bei beiden gleich, gleich wunderbar.
Dazu das Gesundheitssystem. Nicht perfekt und mit langen Wartezeiten bei Fachärzten – die haben wir in Deutschland auch – aber sofort da, wenn es dringend ist. Eine Bekannte stolperte in ihrem Haus in Sant Antoni und brach sich den Fuß. Sie berichtet: „Um 10 Uhr war ich in der Klinik, um 14 Uhr wieder draußen. Da hatte ich schon alles hinter mir, war geröntgt, gegipst, mit Medikamenten versorgt. Besser kann man nicht behandelt werden.“ Die Klinik war das allgemeine Krankenhaus Can Misses. Die Rechnung: null. Da reichte die deutsche Krankenkarte. Wenn ich mir eine ähnliche Situation in Tanger oder Casablanca vorstelle – besser nicht…
Und nicht vergessen: die Toleranz der Menschen auf Ibiza und Formentera. Hier heißt es: Leben und Leben lassen. Jeder kann sich verwirklichen, wenn er nicht die Freiheit anderer einschränkt. Hier ist es so ziemlich egal, wie man sich kleidet, welches Auto man fährt, welche Art des Zusammenlebens man wählt. Ob Normalo oder Paradiesvogel, ob man Mann oder Frau liebt, oder beides, es stört hier niemanden, genauso wenig wie Glauben oder Religion.
Wir leben auf Inseln der Freiheit und Toleranz. Auf Inseln der schönsten Natur. Auf Inseln, die so einmalig auf der Welt sind. Und das nur zwei oder drei Flugstunden entfernt von Deutschland, Österreich, der Schweiz. Natürlich gibt es Probleme, gibt es politische Entscheidungen, über die man nur den Kopf schütteln kann. Natürlich ist es meine Aufgabe als Journalist, das zu kommentieren, was ich heftig und immer wieder mache. Jubel-Journalismus, um sich das Wohlwollen gewisser Kreise und damit Anzeigen zu sichern, überlasse ich gern anderen.
Aber ich muss sagen: Uns geht es auf Ibiza und Formentera verdammt gut. Natürlich gibt es da, wo die Sonne ist, auch den Schatten. Aber darüber möchte ich heute nicht schreiben. Ich bin froh, dass ich wieder auf Ibiza bin und möchte mit dem Satz schließen, mit dem ich mein Editorial begonnen habe: Manchmal benötigt man Abstand, um das Gute, das Einmalige, die Schönheit oder eine Liebe neu zu entdecken.
Herzlichst, Ihr Dieter Abholte