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Ibiza-Stadt

Editorial von Dieter Abholte: Wie ich es sehe…

Liebe Leser,

Dieter Abholte

mir wird heute mal wieder in aller Deutlichkeit klar, auf welch glücklichen Inseln wir hier leben. Heute scheint, zumindest bis jetzt, wieder die Sonne von einem blauen Himmel mit  ein paar Wolken. Gestern Abend hatten wir einen fantastischen IbizaHEUTE-Feinschmecker-Treff im „marc’s“. In einer lauen Nacht im romantischen Garten – und das mitten im Oktober, der meist schon ziemlich kühl und regnerisch ist.

Regen hatte der spanische Wetterdienst auch für die vergangene Nacht mit über 90 Prozent Wahrscheinlichkeit vorhergesagt. Aber der bleibt bisher aus – und die Gewitter toben sich rund 100 Kilometer nordöstlich auf Mallorca aus. Weitgehender Sonnenschein auch in der Insel-Politik. Die neu gewählte konservative Balearen-Regierung hat noch nicht einmal 100 Tage gebraucht, um wichtige Punkte zu erfüllen, was sie vor der Wahl versprochen hat: Die Erbschafts- und Vermögenssteuer wurde abgeschafft. Der Kampf gegen die illegale Ferienvermietung hat begonnen. Vermieter, die jetzt teuer an Touristen vermieten und ihre Wohnungen für normale Mieter sperren oder Mieter sogar vor der Saison rausschmeißen, müssen jetzt damit rechnen, dass ihre Wohnung für Monate versiegelt wird. Das große Geld, das 10.000 Euro und mehr im Monat bringt, ist weg.

Und, was mich besonders freut, eine unsinnige und unverantwortliche Regelung wurde gekippt. Bisher durften Frauen und Männer im öffentlichen Dienst nur eingestellt werden, wenn sie Katalanisch sprachen oder sich verpflichteten, die Sprache kurzfristig zu erlernen. Das galt auch für Ärzte und Pflegepersonal im Gesundheitswesen. Die katastrophalen Folgen hatte die Bevölkerung zu tragen. Zu wenig Ärzte, zu lange Wartezeiten auf wichtige Untersuchungen – oft über Monate. Für viele Patienten bedeutete das Leiden – für nicht wenige wohl auch den Tod, weil sie nicht behandelt wurden.

Wie oft habe ich gegen diesen Wahnsinn angeschrieben und auch bei Interviews Politiker gefragt: Ist eine Sprache wichtiger als das Leben von Menschen? Sie war es, wenigstens bisher. Doch diese unmenschliche Bestimmung ist gekippt. Und siehe da, plötzlich haben wir auf Ibiza und Formentera schon fast 30 Mediziner mehr. Mit dem Plan, mehr bezahlbaren Wohnraum auch und besonders für das medizinische Personal zu schaffen, wird sich die Situation weiter verbessern.

Eigentlich könnten wir alle ziemlich glücklich und zufrieden sein. Wenn, ja wenn die Welt um uns herum nicht so grausam wäre. In der Ukraine sterben jeden Tag weiter Menschen in einem unsinnigen aufgezwungenen Krieg. Nicht nur junge Menschen als Soldaten an der Front, sondern auch Menschen – auch Kinder – in den Städten, wenn nachts die russischen Drohnen und Raketen kommen. Und das Drama, das sich in Israel und Gaza abspielt …

Da weigert sich mein Verstand, das wirklich zu begreifen. Da töten Hamas-Terroristen unschuldige Menschen bei einem Überfall grausam und präsentieren stolz und voller Hass unvorstellbar grausame Bilder des Mordes der Welt. Da bombardiert die israelische Armee ein Gebiet, das nur halb so groß wie Hamburg ist, indem aber über  2 Millionen Menschen leben, Tag und Nacht. Und jeder schreibt auf seine Fahnen: Es sei ein gerechter Krieg. Die einen, weil sie unterdrückt und ihres Landes beraubt seien (Hamas), die anderen, weil sie grausam überfallen wurden (Israel). Natürlich muss sich Israel gegen den Terror wehren und seine Menschen schützen. Aber wie konnte es so weit kommen?

Und wie kann eine Lösung dieses Flächenbrandes aussehen? Ich sehe keine! Weil es auf jeder Seite nur ein erklärtes Ziel gibt: den Gegner zu vernichten … Es werden alle verlieren, alle! Nur die Waffenhersteller sind die Gewinner, vorerst zumindest.

Mit all diesen Gedanken fällt es mir – und sicher auch Ihnen – nicht leicht, unsere Inseln zu genießen. Ein Glas Wein am Strand oder – wie ich heute – mit Freunden auf einem Traditionssegler nach Formentera, zu genießen, während um uns herum die Welt verrückt spielt und in Trümmer fällt… Aber vielleicht sollten wir gerade deshalb jeden Tag in unserem Paradies des Friedens wirklich bewusst leben und erleben. Auch uns immer wieder klar machen, welches Glück wir haben, auf Ibiza oder Formentera zu sein – auch wenn es oft Grund zum Meckern gibt. Aber wo viel Sonne ist, ist auch viel Schatten.

Ich wünsche Ihnen einen schönen Sonntag und eine gute nächste Woche, wo immer Sie sind.

Ihr Dieter Abholte

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