Unser Chefredakteur schreibt über eine Steuer-Erhöhung bei Flugreisen um 3 Euro für den Flug Deutschland-Balearen und die empörte Reaktion des Tourismus-Ministers der Balearen, der den Tourismus in Gefahr sieht…
Liebe Leser,

viele von Ihnen werden es bei unseren Online-News am vergangenen Freitag gelesen haben: Die Bundesregierung will ab dem 1. Mai 2024 die Ticketsteuer für Flugreisen um 19 Prozent erhöhen. Das hört sich erst einmal gewaltig an. Tatsache jedoch ist: Der Flug von Deutschland nach Ibiza und die übrigen Balearen würde sich um rund 3 Euro verteuern, der Rückflug bliebe beim alten Preis – also da keine Erhöhung.
Nun ist jede Steuererhöhung nicht besonders beliebt bei denen, die es betrifft. Genauso wenig wie der Abbau von Subventionen oder anderen Vergünstigungen. Die deutschen Landwirte zeigen mit ihren Traktoren gerade in Deutschland, was sie von einer Politik halten, die weniger Einkommen bedeutet. Aber zurück zu den erhöhten Ticketsteuer von rund 3 Euro für einen Flug.
Das rief die Balearen-Regierung zu heftigen Protesten auf den Plan. Tourismus-Minister Jaume Bauzà befürchtet, dass diese 3 Euro mehr Passagiere davon abhalten, ins Flugzeug nach Ibiza oder Palma zu steigen. Also, weniger Urlauber kommen. Dazu drückte er die Hoffnung aus, dass der Deutsche Bundestag diese Erhöhung der Ticketsteuer ablehne und setzte noch einen darauf: Er fordert den spanischen Tourismus-Minister Jordi Hereu (Zentralregierung in Madrid) auf, sich dafür einzusetzen, dass die deutsche Regierung ihre Haltung in dieser Angelegenheit überdenke.

Nun ist es ja nicht so, dass die Balearen um jeden Urlauber kämpfen müssen. Wenn das so wäre, hätten sie wohl erst einmal die Touristensteuer abgeschafft, die von der Balearen-Regierung eingeführt wurde, und jeden Urlauber reichlich mehr kostet, nämlich bis zu 4 Euro pro Nacht, was bei 14 Tage Urlaub stolze 56 Euro pro Person sind. Dazu überlegen die Politiker krampfhaft, wie sie dem Massen-Tourismus begegnen können, der in der Haupt-Saison Ibiza, Formentera und auch Mallorca und Menorca überschwemmt und zur ernsthaften Belastung für die Umwelt führt.
Die Schlagworte hierfür lauten: Strände wegen Überfüllung geschlossen. Lärm von Party-Touristen. Saufgelage am Ballermann. Extremer Verbrauch bis zur Verschwendung kostbaren Wassers. Volle Straße und Parkplätze. Um da gegenzusteuern, plant Ibizas Regierungs-Chef Vicent Marí das, was Formentera schon seit Jahren praktiziert: Die Zahl der Autos, die vom Festland auf die Insel wollen, in der Haupt-Saison zu beschränken.
Politiker, die nicht nur an das schnelle Geld, sondern auch daran denken, dass die Inseln auch in Zukunft noch so einmalig sein sollen, wie sie jetzt noch (meist) sind, wissen: Der Massen-Tourismus zerstört die Insel, vor allem Ibiza und Mallorca. Und da hat ein Minister Bedenken, dass vielleicht wegen 3 Euro mehr Kosten für den Flug auf die Inseln Touristen nicht kommen würden …
Da trifft auf den Tourismus-Minister wohl auch der Ratschlag zu, den viele Politiker – nicht nur in Spanien, sondern auch in Deutschland oft zu vergessen scheinen: Erst nachdenken, dann reden oder unausgegorene Presse-Mitteilungen verbreiten.
Dazu kommt wohl auch die Tatsache, die für mich mehr als bedenklich ist: Der Tourismus-Minister der Balearen mischt sich in die Innenpolitik Deutschlands ein und fordert den zuständigen Minister der Zentral-Regierung in Madrid auf, bei der deutschen Regierung gegen die Erhöhung der Flugkosten um 3 Euro zu intervenieren. Hallo! Geht’s noch.
Wenn ich an die Schlagzeilen der Journalisten-Kollegen auf Mallorca denke, die fast täglich über Saufgelage an der Playa Palma, über sexuelle Übergriffe, Raubüberfälle und Prügeleien in den Vergnügungsvierteln rund um Schinkenstraße und Ballermann berichten, denke ich, Tourismus-Minister Jaume Bauzà hat größere Probleme als diese 3 Euro Ticketsteuer. Vielleicht sollte er die Probleme vor seiner eigenen Tür mal richtig anpacken. Dann fliegen mehr richtige Urlauber auf die Inseln – und die bleiben weg, die nur zum Saufen, Party feiern und Krawall machen kommen.