Der IbizaHEUTE-Chefredakteur schreibt über die bunten Fiestas und die Tradition der Insel. Auch darüber, weshalb Fremde auf Ibiza Freunde sind…
Liebe Leser,

der Mai auf Ibiza ist der Monat der Fiestas – und wir sind gleich mittendrin. Denn am heutigen Sonntag ist der Höhepunkt des Mai-Festes in Santa Eulària. Wenn Sie sich beeilen, kommen Sie noch rechtzeitig zum großen Festzug. Denn der zieht ab 12 Uhr durch die Straßen des schmucken Ortes am Meer. Dabei sind Reiter, die schwarzen Hengste auf Menorca, die auf den Hinterbeinen stehen können, Gruppen mit ihren Podenco-Hunden, Oldtimer, Musikzüge, Trachtengruppen und natürlich die festlich geschmückten Pferdekarren mit den Frauen und Mädchen in ihren kostbaren Festtagstrachten.

Auf den ersten beiden Wagen werden Sie zwei bekannte Gesichter entdecken: die Bürgermeisterin Carmen Ferrer und den Inselrats-Präsidenten Vicent Marí, der lange Jahre selbst Bürgermeister von Santa Eulària war, bevor er zum höchsten Politiker Ibizas aufstieg. Der macht übrigens auch noch beim Volkstanz noch eine Ehrenrunde mit. Zwar nicht in der Tracht der Ibizenkos, aber im Anzug mit Krawatte. Dazu macht er eine gute Figur, denn er kennt noch die Schritte der komplizierten Tänze und war als junger Mann dabei. Genauso, wie jetzt sein Sohn dabei ist – und die Enkel werden auch dabei sein.

Was ich damit sagen will: Ibiza ist gelebte Tradition. Keine Show für Touristen, sondern für sich selbst, für die Gemeinde. Solche Fiestas haben nichts gemeinsam mit der Flamenco-Show in den Hotels. Die – auch wenn sie gut gemacht sind – haben mit Ibiza nicht, aber auch gar nichts zu tun. Die Insel hat ihre eigenen Tänze, die sind viele Jahrhunderte alt und gehen teilweise noch auf die Zeit der arabischen Mauren zurück, die einst die Insel beherrschten. Solche Tänze können Sie auch heute sehen, gleich nach dem Umzug um 13.30 Uhr auf der Plaza España vor dem kleinen Rathaus. Und nicht wundern, wenn all das nicht pünktlich anfängt. Man feiert zusammen – und da spielt die Zeit nicht die große Rolle …
Das Mai-Fest in Santa Eulària ist eine gute Gelegenheit, die Insel in ihrer Ursprünglichkeit zu erleben. Seien Sie dabei. Nein, Sie sind dann kein Fremder, kein Tourist, der abseitssteht. Sie bekommen bei den Volksfesten auf der Insel genau so ihren Becher Landwein oder das Süßgebäck wie die Insulaner. „Wer nach Ibiza kommt, ist für uns kein Fremder, sondern ein Freund“, hat mit Inselrats-Präsident Vicente Marí, ja, der, den Volkstanz noch kann, mehr als einmal gesagt.
Ich denke, diese Einladung sollten wir als Gäste der Insel annehmen und den Menschen hier zeigen, dass wir gerne ihre Gäste sind. Dass wir Ihre Tradition schätzen, auch ihre große Geschichte, die über 2000 Jahre zurückreicht. Ibiza war damals mächtiger als Rom. Das alles erlebt man nicht im Beachclub am Strand, auch nicht in den Nacht-Clubs mit ihren bombastischen Shows. Klar, das gehört auch zu Ibiza und macht die Insel so bunt und berühmt auf der ganzen Welt. Aber das ist nur die eine Seite Ibizas, die für viele Insulaner Fremdkörper sind. Sie gehen nicht – oder nur wenige – zum Beachclub oder in die Discos, sie gehen zu ihrem Volksfest. Und sie freuen sich, wenn auch die dabei sind, die als Gäste auf die Insel kommen.

Wenn Sie schon in Santa Eulària sind, können Sie auch gleich bis zum Abend bleiben, vielleicht in die Blumenschau im Teatro España auf der Hauptstraße reinschauen. Oder sich die Oldtimer (Autos und Motorräder) ansehen, abends das Konzert vor dem Rathaus anhören – und in einem der vielen Restaurants an der Strand-Promenade, im Hafen oder in der Gourmet-Gasse Essen und Wein genießen.
Übrigens, am kommenden Wochenende startet die nächste große Fiesta – das Mittelalterfest im bunten Hafenviertel und in den Gassen der Festungsstadt Dalt Vila in der Insel-Hauptstadt. Das beginnt schon am Donnerstag und geht bis Sonntag. Feiern Sie einfach mit.
Ich wünsche Ihnen einen schönen Sonntag und einen guten Start in die Woche. Und wenn Sie auf Ibiza sind, genießen Sie das bunte Leben, tauchen Sie ein in unser Ibiza …