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Ibiza-Stadt

Ibiza: Editorial von Dieter Abholte, wie ich es sehe…

Seine Themen heute: Der Ärger um die Elektro-Autos. Autofahrer, die sich von der Politik veralbert fühlen müssen. Die schmutzigen Kreuzfahrt-Kolosse. Und Ibiza und Formentera als Paradiese, die erhalten werden müssen.

Liebe Leser,

Dieter Abholte

ich habe das Gefühl, dass wir von der Politik wieder mal übel verschaukelt werden. Es geht um die viel gepriesenen Elektro-Autos auf unseren Inseln. Gut, ich bin nicht von deren angeblichen Umweltfreundlichkeit überzeugt, aber das ist eine andere Geschichte. Davon später mehr. Aber über Jahre wurde auf Ibiza, Formentera und auf den übrigen Inseln der Balearen von der Politik damit geworden: Kaufen Sie ein E-Auto. Sie können auf unseren Inseln kostenlos ihr Auto aufladen. Das ist unser Beitrag zum Klimaschutz und gegen die Erderwärmung!

„Da mache ich doch mit!“, so einer meiner Freunde. Er kaufte sich ein E-Auto. Er nahm auch, zwar fluchend, in Kauf, dass gefühlt jede zweite Ladesäule defekt war, was dazu führte, dass der Umweltgedanke ziemlich absurd wurde. Denn das war so: Weil im Bereich Ibiza-Stadt alle Ladesäulen entweder nicht funktionierten oder besetzt waren, zog er mit seinem E-Auto immer weitere Kreise, um eine freie und funktionierende Ladestation zu finden, wobei sein Auto ihn pausenlos nervte, weil die Akkus leer wurden.

Schließlich fand er eine freie – und Wunder – dazu noch funktionierende Säule in Sant Rafel – rund 10 Kilometer entfernt. Bis dahin hielt sein Auto auch noch batteriemäßig durch.

Aber der Lade-Vorgang dauerte drei oder vier Stunden. Was tun? Sich neben das Auto setzen? In ein Restaurant gehen? Eine Wanderung ins Umland machen? Alles keine Alternativen. Also: Taxi-Ruf wählen, nach Ibiza in seine Wohnung fahren und dann nach vier Stunden mit dem Taxi zurück nach Sant Rafel und sein E-Auto abholen.

Das ist schon ein Stück Satire – aber Real-Satire: Statt CO₂-Einsparung, CO₂ doppelt verbrannt. Erst mit seinem E-Auto auf der Suche nach der Ladesäule, das ja auch mit Strom gefüttert wird, der auf Ibiza meist im Dieselkraftwerk hergestellt wird, dann zweimal die Fahrt im Taxi, das auch wieder mit Diesel fährt. Kommentar meines genervten Freundes: „Ich glaube, ich würde mir auf Ibiza kein E-Auto mehr kaufen. Aber das Laden ist ja wenigstens frei!“

Erst hieß es von der Politik: Laden frei! Aber jetzt sollen die E-Auto-Besitzer zahlen… Foto: Medienbüro Abholte

Es war frei. Denn jetzt kommt die Nachricht, die Sie wahrscheinlich hier bei IbizaHEUTE-Online gelesen haben, die kostenlose Ladung von E-Autos auf den Inseln ist bald vorbei. Erst einmal soll die Gebühr pro Kilowattstunden 25 Cent kosten, so schlägt das zuständige Balearen-Energieministerium vor. Ihr Argument: Das decke zwar nicht die Kosten, helfe aber, dass sich die Installation eher rechne und die Rathäuser weniger Zuschüsse zahlen müssten. Was wird als Nächstes folgen? Eigentlich ist das für mich ziemlich klar: Das Laden wird teurer werden, bis sich alles rechnet – oder eine Privat-Firma übernimmt, um Gewinne zu machen.

Und der E-Auto-Besitzer? Er kann nur hilflos die Fäuste ballen und fühlt sich verarscht. Erst zum Kauf seines Autos mit freiem „Tanken“ gelockt und mit dem Gut-für-die-Umwelt-Argument gedrängt, steht er jetzt im Regen. Das E-Auto hat er für viel Geld gekauft, die defekten Ladesäulen auch noch grollend, aber hilflos in Kauf genommen und jetzt wird er zur Kasse gebeten.

Nicht nur beim Laden. Auch das bisher frei Parken, was für viele ein E-Auto-Argument war, fällt weg und kostet ab vier Stunden 3 Euro pro Stunde. Und für die bisher kostenlose Tankkarte muss er jetzt 5 Euro. Gut, die digitale App auf dem Smartphone bleibt frei – mindert aber nicht die generelle Verarschung von denen, die sich auf den Inseln ein E-Auto angeschafft haben. Ich gehöre nicht dazu.

Möchten Sie meine Gründe wissen? Gut, ich glaube nicht daran, dass E-Autos eine dauerhafte Lösung sind. Die Vernichtung von Rohstoffen und Energie bei der Batterie-Herstellung! Die Entsorgung von vielen Millionen von Batterien, die ich mir nur mit Schrecken vorstellen kann. Dazu die Tatsache, dass der Lade-Strom für das angebliche saubere Elektro-Auto vorwiegend aus Kraftwerken kommt, die mit Diesel angetrieben werden – also „schmutziger Strom“ sind. Auf Ibiza sind nur 0,36 Prozent der verbrauchten Energie „grüner Strom“. Das alles sind meine Bedenken, wenn es um E-Mobilität geht.

Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich begrüße jede Maßnahme, die unsere Umwelt entlastet – auch kleinste Maßnahmen. Denn auch das Meer besteht nur aus Wassertropfen. Aber wenn ich sehe, dass die unsäglichen riesigen Kreuzfahrtschiffe im Ibiza-Hafen und die Fähren ihre dunklen Dreck-Wolken in den sonst blauen Ibiza-Himmel schleudern, dann wird mir immer wieder die Tatsache klar, wie machtlos wir eigentlich sind. Allein ein einziger Kreuzfahrt-Koloss wird an einem einzigen Tag so viele Schadstoffe in die Luft stoßen, wie alle Autos auf Ibiza in einem ganzen Jahr. Aber die legen weiter auf Ibiza an.

Aber gehen wir weiter mit der Natur und der Umwelt unserer Insel behutsam und verantwortungsvoll um, damit unsere Paradiese auch noch für die Menschen, die nach uns kommen, Paradiese sind. Dazu sollte jeder seinen Beitrag leisten. Aber mich ärgert einfach die Tatsache, wie Menschen von der Politik veralbert werden. Und das ist das Thema meines Editorials.

Ansonsten: Wir haben heute, am Sonntag, wieder Traumwetter auf Ibiza und Formentera, genießen wir es. Ich denke, ich gehe nachher mal zum Strand an der Talamanca, gönne mir in der Bar Flotante ein Glas Rotwein des Hauses, schaue aufs Meer und lasse die Seele baumeln. Ich hoffe, liebe Leser, dass auch Sie einen ähnlich entspannten, erholsamen und schönen Sonntag haben. Und trösten Sie sich, wenn Sie kein so tolles Wetter wie hier haben. Auf Ibiza und Formentera ist der Winter einfach schöner …

Herzlichst Ihr Dieter Abholte

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