Unser Chefredakteur Dieter Abholte war ab Ende der 1960er jedes Jahr mehrere Wochen als Reporter für die großen deutschen Magazine auf Ibiza. Es war die Zeit der Hippies, der Künstler, der Aussteiger. Ibiza war eine bunte Welt. So flippig, verrückt wie kein anderer Ort der Erde. Besonders bunt wurde es ab den 1970ern. Vor allem im Hafen La Marina, da wo heute die Super-Yachten für teures Geld festmachten. Auch damals gab es eine besondere Yacht …
Es war jedes Mal der Höhepunkt des Tages im Sommer. Darauf warteten viele an den Tischen der Restaurants beim Gin-Tonic. Erst einmal kam ein Krankenwagen, wenn draußen das Meer etwas Welle hatte. Dann tauchte in der Hafeneinfahrt eine besondere Yacht auf: die „Antinous II“ des Krupp-Erben Arndt von Bohlen und Halbach, der – sich immer mit schönen Jünglingen umgab – aber später Henriette von Auersperg heiratete, was viele in Staunen versetzte: „Der ist doch schwul und heiratet jetzt …“ Aber zurück zur Yacht, den 1970ern und dem damals noch urigen Hafen in La Marina. Der hübsche Krupp-Erbe liebte es, wenn er selbst und alle seine Begleiter in Weiß an Bord waren.
Aber eins liebte er nicht: Wenn seine Super-Yacht schaukelte oder er sich sonst nicht wohlfühlte. Ob zu viel Sonne oder zu viel Seegang – jedenfalls wartet beim Einlaufen der Yacht schon der Krankenwagen, der dann mit jaulender Sirene und Blaulicht den Krupp-Erben zur Untersuchung in die Klinik oder zu seinem Leibarzt brachte, wo er sich offensichtlich schnell erholte.
Aber auch ohne Krankenwagen war die Ankunft der „Antinous II“ eine große Show. Der Kapitän manövrierte die viele Millionen teure Yacht seitwärts an den Steg. Sodass auch die staunenden Touristen erleben konnten, wie auf dem Sonnendeck der Champagner vom Stewart stilecht serviert wurde – und auch so manches Spielchen der Jünglinge war zu bestaunen.
Eines Abends wurde es aber Arndt von Bohlen und Halbach wohl zu viel mit den Neugierigen an dem Pier, die große weite Welt, Luxus und Jünglinge bestaunen wollten. Jedenfalls rief der Krupp-Erbe den Stewart und sagte: „Steward, schütte er Kaviar auf den Pier, damit der Pöbel ausrutscht …“
Natürlich schüttete der Stewart keinen teuren Kaviar auf die Pier – aber der Satz machte auf der Insel schnell die Runde und wurde zum Running-Gag bei so mancher Party …