Ibiza: Insel-Jazz vom Feinsten
Der renommierte ibizenkische Trompeter, Pianist und Produzent Pere Navarro hat kürzlich sein neues Album „Quintessential“ live im wunderschönen Teatro Pereyra vorgestellt. Auf dem Album, das er in Eigenregie produziert und unter seinem eigenen Label „Rhythm and Bliss“ veröffentlicht hat, verbindet er zeitgenössischen Jazz mit Einflüssen aus der elektronischen und afroamerikanischen Musik.
Thomas Hofmann von IbizaHEUTE berichtet
Pere Navarro hat sich als eines der herausragendsten Talente in der spanischen Jazzszene etabliert. Sein innovativer Ansatz hat die nationale Szene revolutioniert. Er verschmilzt die Raffinesse und den Soul der afroamerikanischen Musik mit der eklektischen und lebendigen Essenz seiner Heimat Ibiza. Dieser unverfälschte Sound sprengt die traditionellen Grenzen des Genres.

Club-Atmosphäre wie in einem New-Yorker-Jazzclub – im Teatro Pereira auf Ibiza. Foto Thomas Hofmann
Vor ein paar Tagen hat er sein drittes Studioalbum live im Quintett-Format im legendären Teatro Pereyra vorgestellt, das wie ein New Yorker Jazzclub anmutete. Das traditionelle Theaterformat wurde durch ein Parkett mit Tischen und Stühlen ersetzt und so die Kapazität begrenzt. Das Ergebnis war eine intime, elegante und exklusive Atmosphäre. Den Anfang der musikalischen Reise dieses Abends, machte der aus Perpignan stammende DJ Olivier Cavaller, der den Abend mit einem geschmackvollen jazzigen DJ-Set einläutete.
Danach zog Pere das Publikum mit seinem atmosphärischen und dichten Sounds in seinen Bann. Mit seiner Quintett Besetzung bestehend aus Schlagzeug, Bass, Gitarre und Keyboard allesamt Musiker aus Barcelona boten sie feinsten avantgardistischen modernen Jazz.
Nach dem zweistündigen Konzert ging es weiter mit jazzigen und später dann auch housigen DJ Sets von DJ Fosc vom ehemaligen Malanga Café. Es folgte erneut Oliver Cavaller und zum Schluss dann Pere Navarros Partner, Antonio Blackstad, mit seinem etwas elektonischeren Projekt „Louie Lion“.
Nach dem Konzert hatte unser Musik-Experte Thomas Hofmann die Gelegenheit, Pere noch ein paar Fragen zu stellen.

Pere Navarro vor dem legendären Teatro Pereyra in Eivissa. Foto: Thomas Hofmann
Hier das Interview mit dem Musiker
Was bedeutet es für Dich, auf Ibiza und insbesondere im emblematischen Teatro Pereyra zu spielen? Und wie hast du das Konzert erlebt?
Wir sind stolz darauf, dieses neue Album im renommierten Teatro Pereyra präsentiert zu haben, einem Veranstaltungsort von großer Bedeutung für die ibizenkische Kultur. Er hat sich als Referenzpunkt für Live-Musik etabliert.
Und das spiegelt auch die Qualität und die Art des Publikums wider, das gestern anwesend war. Ein sehr respektvolles Publikum, das während des gesamten Auftritts schwieg und uns jederzeit sehr herzlich mit Applaus unterstützte. Sowohl am Ende der Lieder als auch nach den Improvisationen und sogar bei einigen Melodien. Ein sehr liebevolles und aufmerksames Publikum, das mit offenem Herzen und offenem Geist gekommen ist, unser Projekt anzunehmen, das auf den Wurzeln des Jazz und der Avantgarde-Musik beruht.
Wie würdest du deinen aktuellen Stil beschreiben? Auf dem neuen Album „Quintessential“, das ihr heute live vorgestellt habt, mischst du auch elektronische und afroamerikanische Musik mit zeitgenössischem Jazz. Das Konzert heute Abend im Quintett-Format erschien mir aber eher sagen wir traditionell, aber trotzdem sehr spannend und atmosphärisch.
Um ehrlich zu sein, hatten wir für heute eine ganz andere Show vorbereitet als die, die wir schließlich gespielt haben. Aber aufgrund technischer Probleme, die sich unserer Kontrolle entzogen, konnten wir das Konzert, das wir in den letzten Monaten vorbereitet hatten, nicht aufführen.
Trotzdem haben wir uns entschlossen, das zu spielen, was wir schon seit Jahren spielen, und es ist, glaube ich, gar nicht so schlecht geworden. Wir kommen ja auch aus dem Jazz, der immer avantgardistisch ist, aber akustisch. Und wir fühlen uns sehr wohl, wenn wir das spielen. Ich wollte meinen Leuten und meiner Insel den moderneren Teil präsentieren. Aber ich konnte ihnen einen kleinen Vorgeschmack geben mit dem Outro, das wir nach dem Song Stretch gespielt haben. Da haben wir ein bisschen afro-amerikanische Roots-Musik mit experimentellerer Musik verschmolzen. Der elektronische Teil fehlte, aber die Tatsache, dass es gestern nicht möglich war, bedeutet nicht, dass es nicht in sehr, sehr naher Zukunft möglich sein wird.
Ibizas Jazzszene
Welche Pläne hast du für diesen Sommer und wird es weitere Orte geben, an denen du das neue Album vorstellen wirst? Wird es eine Tournee geben?
In diesem Sommer habe ich vor, mit meinem DJ-Set und meinem Live-Projekt andere europäische Länder zu erkunden, um dort soulige Musik in all ihren Formen von House bis Afro zu präsentieren, einschließlich aller afroamerikanischer Roots-Musik.
Wie siehst du die aktuelle Jazzszene auf Ibiza? Und an welchen Orten kann man auf der Insel Jazz genießen, sowohl neue Talente von der Insel als auch Stars aus dem Ausland?
Seit wir, eine Gruppe junger Leute mit einer großen Leidenschaft für diese Musik, vor einigen Jahren angefangen haben, habe ich das Gefühl, dass der Jazz jeden Tag mehr Anhänger bekommt. Das gilt nicht nur in Bezug auf Menschen, die diese Musik mögen, sondern auch in Bezug auf junge Leute, denen wir zeigen konnten, dass Jazz eine Musik ist, die kein Alter oder irgendwelche Grenzen kennt.
Heutzutage gibt es junge Leute, die ihre musikalische Ausbildung außerhalb der Insel absolvieren und die dank Leuten wie Joan Carles Marí, Franco Boto und mich eingeschlossen diese Musik spielen. Wir können uns glücklich schätzen, zu den Pionieren dieses Genres auf Ibiza gehört zu haben und zu sehen, dass die nachfolgenden Generationen sich bereits einen Namen gemacht haben. Ich glaube, dass das JazzTaBé in Ibiza-Stadt im Moment der Ort ist, der am meisten auf diese Art von Musik setzt.