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Ibiza-Stadt

Ibiza Pride: Die Community gibt sich kämpferisch

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Dass Toleranz und Minderheitenrechte rund und den Globus schweren Zeiten entgegengehen, lag auch auf Ibiza in der Luft. An der gewohnt ausgelassenen Stimmung änderte das aber nur wenig. 

Was wäre Ibiza ohne seine jährlichen Christopher Street Day? Unvorstellbar. Am Samstag waren es wieder soweit, tausende bunter und phantasievoll gekleideter Menschen eroberten Eivissas Innenstadt. Doch zwischen wehenden Regenbogenfahnen und betörenden Batucada-Rhythmen schwang diesmal auch etwas Unbestimmtes mit: eine merkwürdige Mischung aus Triumph und Trotz.

„En Ibiza nace el arcoiris“ (Auf Ibiza entspringt der Regenbogen), verkündeten zahlreiche Transparente optimistisch. Anderen schwante vielleicht schon ein Zeitenwende: „20 Jahre Fortschritt bei den Rechten, keinen Schritt zurück“. Eine gewisse Ambivalenz lag über der durchaus heiteren Veranstaltung.

Teilnehmerzahl schwoll von Meter zu Meter an

Um 19 Uhr setzte sich der gewohnt schrille Zug am Sportzentrum Es Pratet in Bewegung. Es ging durch die breiten Avenidas Ignasi Wallis und Bartomeu de Roselló, bis die ibizenkische Variante des Christopher Street Days schließlich am Hafen sein farbenfrohes Finale fand. Aus anfangs 300 Teilnehmern wurden am Ende schließlich fast tausend. Auch so manch überraschter Urlauber am Straßenrand schloss sich spontan dem gefälligen Treiben an.

Keineswegs zufällig war Esteban Juan mit von der Partie. „Ich bin gekommen, weil ich zur Community gehöre und hier Präsenz zeigen will. Es sollten viel mehr Leute kommen, auch jene, die sich noch nicht trauen.“ Es sei anachronistisches Denken, so Juan, dass noch immer Menschen ihre Sexualität aus Angst verstecken müssten. „Vor allem wegen des Drucks ihrer Familien“.

Ganz anders sah es Iván Coronado, der geradezu strahlte vor Zuversicht: „Es wird zunehmend besser, außerdem genießen wir jetzt eine Meinungsfreiheit, von der wir früher nur träumen konnten.“ Zwei Welten und zwei Bestandsaufnahmen, die sich an diesem Abend begegneten.

Mahnende Worte zum Abschluss

Das Ehepaar Marga León und Eli Chamieh verkörpert diese Befreiung. Seit zwölf Jahren verheiratet, reisen die beiden Frauen von Pride zu Pride, als gäbe es ein unsichtbares Netz der Solidarität zu knüpfen. Sie verstehen ihre sexuelle Orientierung offenbar als Mission. „Es ist sehr wichtig, hier zu sein, weil wir die Rechte der Community einfordern müssen“, sagt León mit der Selbstverständlichkeit einer, die nie verstecken musste, wen sie liebt.

Am Ende, am Denkmal des Korsaren, gab ein Aktivist ein Manifest zum Besten, das weit über die Insel hinausblickte: Wohnungsnot, Gewalt, Rückschritte – und die bittere Erkenntnis, dass in mehr als 60 Ländern LGBTIQ+-Identitäten noch immer kriminalisiert werden. Ibiza mag durchaus ein „Hort der Vielfalt“ sein, doch in vielen Teilen der Welt ist von einem Regenbogen noch nichts zu sehen.

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