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Ibiza – wie geht’s dir morgen. Fragen an die Insel-Politiker

Rüdiger Eichhorn
Insel-Politik

Der Kirchberg Puig den Missa ist das Wahrzeichen von Santa Eulària. Unten liegt der Ort, der schöne Stadtstrand, der Yachthafen und das Meer. Foto: Rüdiger Eichhorn

“Unsere ausländischen Mitbürger sind uns sehr wichtig!”

Carmen Ferrer ist Chefin im Rathaus von Santa Eulària. Für unseren Chefredakteur Dieter Abholte, der die Politik der Insel seit über 20 Jahren verfolgt, ist Santa Eulària so etwas wie die Vorzeige-Gemeinde der Insel. Umweltschutz, Nachhaltigkeit, Bürgernähe sind tragende Säulen der Politik. Unter Vicent Marí, der heute oberster Politiker der Insel ist, und in Nachfolge von Carmen Ferrer hat sich der Ort sehr positiv entwickelt. Santa Eulària ist ein gemütlicher, familienfreundlicher Ort mit einem gepflegten Stadtstrand (Rauchen verboten), dem romantischen Hügel mit der Wehrkirche und den Gemeinden Sant Carles, Jesús, Santa Gertrudis und Puig den Valls. Das Interview mit der Bürgermeisterin führten Kirsten Lehmkuhl und Dieter Abholte.

Carmen Ferrer ist die Bürgermeisterin von Santa Eulària. eine der führenden Gemeinden bei Umweltschutz und Bürgernähe. Foto: Dieter Abholte

Zur Person: Carmen Ferrer

Carmen Ferrer, Mitglied der Partido Popular (PP, konservative Volkspartei), ist seit 2019 Bürgermeisterin von Santa Eulària des Riu. Sie ist die erste Alcaldesa der Gemeinde und Ibizas einzige Bürgermeisterin. 

 

Wie ist die Saison angelaufen?

Es zeigt sich beim Buchungsverhalten ganz klar eine Tendenz: Die Menschen buchen vermehrt in letzter Minute. Zum einen natürlich wegen der Corona-Pandemie. Zum anderen wegen des Krieges in der Ukraine. Ich hoffe, dass bald Normalität einkehrt. Allerdings werden die Preise steigen. Und das macht auch Urlaub teurer. Es kann sein, dass sich manche Menschen Urlaub nicht mehr leisten können.

Welche Ziele haben Sie in Sachen Umweltschutz dieses Jahr?

Viele! Ein wichtiges Thema ist das Trinkwasser. Wir wollen weiter den Anteil von entsalztem Trinkwasser erhöhen, das wir mit Brunnenwasser mischen. 2021 lag er bei 30 Prozent.

Wie steht es um die Sanierung der Trinkwasserleitungen in der Gemeinde?

Sie schreitet voran. Im Zeitraum 2021/22 investieren wir rund 7,3 Millionen Euro in diesem Bereich. Die Leitungsverluste müssen verringert werden. Wir möchten sie in der Gemeinde auf 16 Prozent begrenzen. Das ist deutlich weniger als vorher, wo häufig rund 30 Prozent des Trinkwassers ungenutzt im Boden versickerten. Zudem wurden Sensoren installiert, mit denen Wasserverluste schneller festgestellt werden können. Wir haben das gesamte Netz in Sektoren unterteilt und mit Sensoren bestückt. Auf diese Weise kann zum Beispiel bei einem Wasserrohrbruch das Leck viel rascher geortet – und repariert werden.

Die Gemeinde setzt auch auf digitale Wasserzähler …

So ist es. Dadurch können die Verbraucher auch über eine spezielle App jederzeit selbst ihren Wasserverbrauch kontrollieren. Wenn nun ihr Wasserverbrauch plötzlich ungewöhnlich steigt, kann es sich um einen Rohrbruch handeln, der gleich gemeldet werden kann. Und um den Wasserverbrauch zum Beispiel auch bei der Gartenbewässerung zu reduzieren, sind die Menschen gehalten, einheimische Pflanzen zu verwenden, die an die hiesigen klimatischen Bedingungen angepasst sind.

Zudem haben Sie Kampagnen gestartet, um die Menschen zum Wassersparen anzuregen.

Das haben wir. In den Schulen und mit Informationsbroschüren für die Bürger.

Wie steht es um die Wiederverwertung von organischem Abfall?

Ein entsprechendes System gibt es bereits für Unternehmen, aber noch nicht für die privaten Haushalte. An diesem Thema sind wir dran.

E-Fahrzeuge werden immer wichtiger. Wie viele Ladesäulen gibt es momentan?

Zurzeit vier. In Santa Eulària selbst sind jetzt fünf weitere geplant sowie zwei in jeder weiteren Gemeinde von Santa Gertrudis bis Sant Carlos. An den E-Säulen tankt man überall saubere Energie aus erneuerbaren Quellen.

Woher kommt diese Energie genau?

Wir haben ein Unternehmen beauftragt, das uns diese Energie liefert. Der Strom stammt aus Sonne, Wasser und Wind, auch vom Festland.

Ist das E-Tanken an diesen Tankstellen kostenlos?

Ja, es kostet nichts.

Wie hoch ist der prozentuale Anteil der E-Autos in der Gemeinde im Moment?

Er ist noch gering und liegt bei rund 5 Prozent.

Zudem werden die Laternen der öffentlichen Straßenbeleuchtung auf LED umgerüstet …

Alle Laternen bekommen LED-Lampen. Dadurch sparen wir in diesem Sektor 85 Prozent Strom. Wo immer es möglich ist, werden wir nach und nach auch Solarzellen auf öffentlichen Gebäuden, inklusive der Schulen, installieren – wie auf dem Kongress-Palast. Und wer als Privatperson Solarenergie an seinem Haus installiert, erhält eine Grundsteuer-Ermäßigung für mehrere Jahre.

Hunde sollen in Zukunft registriert werden in der Gemeinde?

Wir wollen auf einem Chip die DNA der Tiere erfassen. Eine entsprechende Verordnung ändern wir derzeit. Wir denken, dass sie im September in Kraft treten wird. Das ermöglicht uns, die Besitzer mit Geldbußen zu belegen, wenn sie die Hinterlassenschaften der Hunde nicht ordnungsgemäß entfernen. Das sind nur wenige Hundebesitzer. Die meisten verhalten sich korrekt. Aber die Bürger beklagen sich über den Schmutz. Durch den Chip haben wir auch eine Kontrolle, wenn ein Hund ausgesetzt wird. Zudem bekommen wir einen Überblick über die Zahl der Hunde insgesamt in der Gemeinde.

Bürgermeisterin Carmen Ferrer beim IbizaHEUTE-Interview mit Autorin Kirsten Lehmkuhl. Foto: Dieter Abholte

Was empfehlen Sie Touristen, die in Ihrer Gemeinde nicht nur Sonne und Strand genießen möchten?

Die Gemeinde bietet geführte Wanderungen an. Das sind verschiedene Routen in unterschiedlichen Längen, die man allein oder eben mit einem Führer machen kann. Größtenteils sind es leichte Touren, bei denen man etwa 2,5 bis drei Stunden unterwegs ist. Wer an einer geführten Tour teilnehmen möchte: Die deutsche Wanderführerin spricht neben Englisch, Spanisch und Katalanisch natürlich auch Deutsch. Sie gibt während der Tour zahlreiche Tipps, etwa zu Einkehrmöglichkeiten, sowie interessante Informationen zu Kultur, Natur und Geschichte.

Unter Ihrem Vorgänger, dem heutigen Inselrats-Präsident Vicente Marí, haben deutschsprachige Residenten spezielle Fragen etwa zum Thema Wasser, Elektrizität oder auch Steuern an IbizaHEUTE bzw. Dieter Abholte geschrieben. Er hat diese Fragen direkt an die Gemeinde weitergegeben. Können wir diese Zusammenarbeit zwischen IbizaHEUTE und dem Ayuntamiento wieder aufleben lassen?

Aber ja, natürlich! Denn so wissen wir, wo der Schuh drückt. Das ist für uns wichtig, zu wissen. Unsere Antworten können wir dann auch gleich auf unsere Webseite als Information für alle stellen. Wir haben ja bereits viele Informationen für die Bürger der Gemeinde auf unserer Webseite. Demnächst wird es sie auch auf Deutsch und Englisch geben. Die europäische Community ist für unsere Gemeinde sehr wichtig.