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Ibiza-Stadt

Report: Ibizas Meeresschildkröten schwimmen los

Es ist immer wieder ein Ereignis, das gebührend gefeiert wird: Meeresschildkröten, die im Labor aufgezogen wurden, erobern das Meer und somit ihren eigentlichen Lebensraum. In Es Cavallet sind Mitte Juni 74 Exemplare unter Jubel abgetaucht. 20 von ihnen tragen einen Sender, und so wissen die Forscher, wie es um ihre Schützlinge steht. Clementine Kügler berichtet.

Eiablagen im Sommer 2023

Im vergangenen Sommer legten auf Ibiza Unechte Karettschildkröten (Caretta Caretta) in Es Figueral, am Stadtstrand Santa Eulària und in Ses Salines Eier ab. Besonders der Stadtstrand war völlig ungeeignet, die Eier hätten keine Chance gehabt, entschieden die Biologen. Deshalb haben sie einen Teil in ein umzäuntes und bewachtes Gelände in Es Cavallet gebracht. Die geschlüpften Jungtiere durften im November ins Meer (IbizaHEUTE).

Die Schildkröten kurz vor dem Freischwimmen in Es Cavallet. Foto: GOIB

Im Labor aufgezogen

Der Großteil kam ins Meeresforschungs-Labor Limia in Andratx auf Mallorca. Im Rahmen des Programms „Head-Starting“ haben die Forscher die Eier ausbrüten lassen und die Mini-Schildkröten aufgepäppelt.

Nun sind die geschlüpften Schildkröten zwischen neun und elf Monate alt und haben eher Überlebenschancen. Am 14. Juni standen deshalb Biologen, Umweltschützer, Schüler, Politiker und Medienvertreter am Strand von Es Cavallet und setzten die 74 kleinen Reptilien in den Sand.

Ab ins Wasser: kleine Meeresschildkröten in Es Cavallet auf Ibiza. Foto: GOIB

Die Forscher haben die Meeresschildkröten im Labor so ernährt, wie es in der freien Natur geschähe. Sie haben die Wechsel der Jahreszeiten und des Speiseangebots beachtet, damit die Tiere vorbereitet sind auf das, was sie nun erwartet. Das Aufzuchtprogramm wurde von vielen Organismen unterstützt, auch von den Aquarien in Sevilla und in Valencia.

Schildkröte mit Sender. Foto: GOIB

Die Unechten Karettschildkröten gehören zu den gefährdeten Arten, die vom Aussterben bedroht sind. Eine Gefahr droht ihnen von Fressfeinden wie Seemöwen. Schlimmer wirkt sich aber der Mensch aus. Der Zusammenstoß mit Motorbooten ist verheerend und der Plastikmüll im Meer eine Schande. Alte Netze, zusammengebundene Plastikflaschen, Plastiktüten, Kanister und Gerümpel aller Art kann den Quallen vertilgenden Meeresbewohnern zum Verhängnis werden.

Die Mitarbeiter der Artenschutzbehörde Cofib kümmern sich um ein Tier, das sich in Plastikmüll verfangen hat. Foto: Rathaus Sant Antoni

In Netzen verfangen

Immer wieder retten Experten die Tiere, befreien sie und heilen ihre Wunden. Auch Laien machen sich oft ans Werk. Am gestrigen Mittwoch hat die Zeitung „Periódico de Ibiza y Formentera“ ein Video veröffentlicht, wie ein Skipper eine Karettschildkröte bei Es Caló (Formentera) von ihrer Last befreit. Es ist unglaublich, welche Mengen Plastik das Tier mit sich schleppte.

Notruf 112 und Experten informieren

Aber die Biologen und Naturschützer bitten dringend darum, sollte man ein Tier in Not sehen, Telefon 112 zu informieren. Der schickt dann die Experten. Die Tiere sind empfindlich, Bakterien, die von unseren Händen in eventuelle Wunden gelangen, können am Ende tödlich wirken. Auch sind Wunden, die geheilt werden müssen, nicht immer zu erkennen.

Also Handschuhe anziehen, die Tiere vorsichtig in den Schatten legen, mit einem nassen Handtuch bedecken und 112 anrufen.

Diese Schildkröte hatte sich mit einer Flosse in einem gelben Netz verfangen. Das feuchte, blaue Handtuch schützt sie an Land vor dem Austrocknen. Foto: Rathaus Sant Antoni

Den Notruf 112 soll man auch verständigen, wenn man ein Nest am Strand, eine Schildkröte bei der Eiablage oder gerade geschlüpfte Jungtiere entdeckt. Darum bittet Anna Torres, Generaldirektorin für Natur und Forstwirtschaft der Balearen-Regierung. Man solle sich langsam und lautlos zurückziehen.

Eine geheilte Schildkröte auf dem Weg ins Wasser. Foto: GOIB

Jedes Exemplar zählt

Keinesfalls dürfe man mit dem Handy Blitzlichtfotos machen und die Tiere verscheuchen. „Wir müssen alles tun, um sie nicht zusätzlich zu schädigen. Die Jungtiere haben in der freien Natur ohnehin wenig Chancen“, erklärt Torres. „Nur eins von 100 Babys überlebt“.

Erst seit wenigen Jahren suchen die Meeresschildkröten die Strände Ibizas und Formenteras zur Eiablage auf. Jedes Exemplar zählt.

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