Angesichts des anhaltenden Migrationsdrucks auf die Balearen hat das spanische Ministerium für Inklusion, Soziale Sicherheit und Migration „außergewöhnliche Maßnahmen“ zur Unterbringung von Bootsflüchtlingen beschlossen. Bei Überlastung der regulären Aufnahmezentren, die zuletzt in den Häfen der Insel errichtet wurden, sollen künftig auch Hotels als Notunterkünfte dienen.
Am gestrigen Sonntag wurden vor Formentera erneut 30 Migranten aufgegriffen oder gerettet. Die Guardia Civil und die örtliche Polizei orteten zunächst um 8.40 Uhr ein Boot eine halbe Seemeile vor s’Estufador. In diesem befanden sich den Behörden zufolge zwölf Personen aus dem Maghreb. Am Nachmittag um 15.45 Uhr entdeckten die Sicherheitskräfte eine zweite Gruppe von 18 Personen an Land im Bereich Es Pujols.
Fast 1800 Migranten seit Jahresbeginn
Mit der jüngsten Migrationswelle erreichten zwischen Jahresbeginn und dem 31. August insgesamt 1.789 Migranten die Küsten von Ibiza und Formentera. Allein im August waren es nach offiziellen Zahlen 581 Personen. Insgesamt landeten seit Jahresbeginn 260 Boote mit 4.889 Migranten an den Küsten der Balearen an. Zum Vergleich: Im gesamten Jahr 2024 kamen laut Innenministerium 5.882 Migranten über den Seeweg auf dem Archipel an.
Nach Ausrufung des Notzustands hat Madrid zusätzliche 6,7 Millionen Euro zur Bewältigung der Migrationskrise auf Ibiza und den Nachbarinseln zur Verfügung gestellt. Davon sind 1,6 Millionen für den Bau temporärer Einrichtungen samt Ausstattung vorgesehen, weitere 5,1 Millionen für Unterkunft, Verpflegung und Sicherheit. In Ausnahmefällen, etwa bei kompletten Familien oder Frauen, die während der Überfahrt Gewalt erfahren haben, soll nach dem Willen der Zentralregierung auch auf Hotels zurückgegriffen werden.
Die Regierung plant, den zunächst befristeten Notzustand zu verlängern und mit einer „strukturellen Finanzierung“ auszustatten. Damit erkennt sie gleichzeitig die Konsolidierung der Migrationsroute Algerien-Balearen als Tatsache an.