Heute geht es um die verdeckten Zusatz-Preise der Fluggesellschaften und um die gegen Ryanair, Vueling und Co. verhängten 157-Millionen-Strafe.
Liebe Leser,

eben habe ich versucht, meine Weihnachtsflüge nach Hamburg zu buchen. Günstig sollte es sein, mit nicht allzu langen Wartezeiten beim Umsteigen. Direktflüge im Winter nach Hamburg? Gibt es nicht – wie bei vielen anderen Flughäfen in Deutschland auch.
Da hatte ich meine Flüge gefunden, glaubte ich wenigstens: mit Vueling von Ibiza über Barcelona nach Hamburg. Der Flugpreis 170 Euro für Hin und zurück. Das ist ja mal ein Angebot! Meine Freude blieb bis zu der Sekunde, als ich mein Gepäck buchen wollte. Einen Trolley wollte ich schon mitnehmen, um ihn dann in der Gepäckablage zu verstauen. Würde reichen. Außerdem hasse ich das oft lange Anstehen am Gepäckband, bis die Koffer kommen.
Als ich aber dann den Preis sah, war es mit meiner guten Laune vorbei. Der Trolley (hin und zurück) sollte 128 Euro extra kosten, für eine Person, versteht sich. Dann schauen wir doch mal, was Vueling für den aufgegebenen Koffer haben wollte. Das waren mit 344 Euro (inklusiv 2 Handgepäck, Sitzplatz und Priority) mehr als doppelt zu viel wie der Flugpreis. Da würden aus den 170 Euro angepriesenem billigem Flugpreis teure 514 Euro. Diese Preispolitik ist für mich reine Verarschung der Fluggäste und höchst unseriös.
Aber damit steht Vueling nicht alleine. Ähnlich und teilweise noch extremer ist es bei Ryanair. Vielleicht haben Sie meinen Report gestern Abend oder heute Morgen hier online gelesen. Das spanische Verbraucherschutz-Ministerium hat gegen Ryanair, Vueling und Co. genau wegen solcher Methoden 157 Millionen Euro Strafe verhängt. Dass die Airlines darüber empört sind, versteht sich von selbst. Denn es sind die auf den ersten Blick versteckten Zusatzkosten, mit denen sie Millionen machen.
Und wenn es – wie bei Ryanair – zusätzlich kostet, wenn Eltern zusammen einen Platz bei ihrem Kind benötigen, geht das für mich in Richtung Nötigung. Welche Eltern lassen schon ihre kleine Tochter oder ihren Sohn von vielleicht 6, 8 oder 9 Jahren weit weg zwischen anderen Passagieren sitzen? Für Personen, die Betreuung benötigen, ist es ähnlich. Es kostet extra, wenn der Betreuer bei der Person sitzen kann, die er betreuen muss.

Natürlich wird der Verband der Fluggesellschaften, werden wohl auch die betroffenen Airlines gegen die Millionen-Strafe klagen. Und natürlich werden sie auch nicht umsetzen, was das Ministerium fordert: Solche „widerrechtlichen Gebühren“ sofort einzustellen! Dagegen haben Ryanair und Co. auch ein Argument: Spanien sei das einzige Land, das Zusatzkosten für Handgepäck und andere Leistungen verbieten will. In allen anderen EU-Ländern sei es erlaubt.
Jetzt wäre es ja nicht schlecht, wenn die EU einmal eine – für mich – gute und längst überfällige Vorschrift eines Mitgliedslandes wie Spanien für die gesamte EU beschließen würde. Nach den oft unsinnigen Beschlüssen der EU wäre das eine Maßnahme, die den Passagieren wirklich helfen würde.
Aber das bleibt wohl ein frommer Wunsch. Ich glaube nicht, dass die Airlines ihre verwirrende und irreführende Preispolitik ändern werden. Ich befürchte eher, dass in den gut bezahlten Chefetagen weiter gegrübelt wird, wie man die Passagiere noch mehr zur Kasse bitten kann. Für mich ist eins der Beispiele die angeblichen „Sitze mit mehr Beinfreiheit“. Dafür hatte ich bei einem Flug nach Madrid mit Iberia 18 Euro mehr gezahlt. Nur mein Sitz hatte keinen Zentimeter mehr Beinfreiheit als die anderen Sitze. Die darauf angesprochene Flugbegleiterin zuckte hilflos mit den Schultern. Ähnliches ist mir übrigens auch schon bei Eurowings passiert. Der für mich klare Grund: Wenn es mehr Passagiere gibt, die Beinfreiheit gebucht haben, als es Sitze gibt, werden zügig auch normale Sitze dazu genommen. Die Airline baut da ja nicht mal schnell die Sitzreihen um. Geht technisch auch gar nicht. Und warum soll man auf das Zusatz-Geld verzichten? Auch wenn man die versprochene Leistung nicht erfüllt. Die Passagiere müssen das nehmen, was man ihnen anbietet …
Mal sehen, was die Klage bewirkt, die den Billig-Airlines teuer zu stehen kommen kann. Alleine Ryanair soll 107 Millionen Euro zahlen, Vueling 39 Millionen… Ob die wirklich zahlen müssen? Ich glaube es nicht. Denn bei den Summen wird man bei den Fluggesellschaften versuchen, den Weg bis zum Urteil endlos lang hinzuziehen und bis zum Europäischen Gerichtshof gehen. Dort wird es dann spannend. Denn das höchste Gericht der EU wacht darüber, dass Gesetze einzelner Länder in allen Mitgliedsländern gleich angewendet werden. Sollten die Airlines verlieren, würde das bedeutet, dass die Fluggesellschaften in ganz Europa diese versteckten Preise abschaffen müssen. Ich hoffe darauf…
Ach ja, wie ich das mit meinen Weihnachtsflügen gelöst habe? Ich fliege mit Iberia von Ibiza nach Palma (Trolley ist im Preis inbegriffen), von dort dann weiter mit Eurowings nach Hamburg. Da kostet mein Handgepäck „nur“ 36 Euro pro Flug zusätzlich. Ich finde das auch unverschämt – aber es ist weniger als bei Vueling – und ich habe keine Wahl als zu zahlen. Wir sind ziemlich der Preispolitik der Airlines ausgeliefert…
Ich wünsche Ihnen einen entspannten Sonntag und hoffe, dass Sie Ihre Weihnachtsflüge schon gebucht haben. Denn je näher der Jahreswechsel rückt, umso teurer werden die Flüge…



