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Ibiza-Stadt

Editorial von Dieter Abholte: Wie ich es sehe…

Dieter Abholte beschäftigt sich in seinem Editorial mit dem Schicksal ausgesetzter Hunde, mit dem Skandal um „Can Dog“ und die hervorragende Arbeit von DUO, der ältesten Tierhilfe-Organisation der Insel, die von deutschen Tierfreunden vor 30 Jahre gegründet wurde.

Liebe Leser,

gestern war ich beim Hoffest von DUO, jener Tierhilfe-Organisation, die 1993 von Frauen gegründet wurde, die das Elend der ausgesetzten Hunde auf Ibiza nicht mehr ertragen konnten – und wollten. Christiane Michel, dazu zwei Tierärztinnen und ein kleines Team waren es damals. Sie nannten ihren Tierschutzverein DUO: „Danos Una Oportunidad“ – Gib uns eine Chance! Was vor 30 Jahren begann, lebt auch heute noch. Geleitet wird DUO nun von Sandra und Sven Gebhard, die von Deutschland nach Ibiza kamen, um für die Hunde da zu sein.

Sven Gebhard und seine Frau Sandra haben ihr Leben in Deutschland aufgegeben, um sich bei DUO auf Ibiza um die Tiere zu kümmern. Sie hatten in Deutschland schon Hunde von DUO adoptiert. Foto: MBA

Sie und das Team von DUO hatten zum Hoffest eingeladen, viele Tierfreunde kamen. Es gab Essen, Trinken und ein buntes Programm. Jede Einnahme zugunsten der Tiere.

Doch jetzt möchte ich zum Thema kommen, weshalb mein heutiges Editorial etwas anders ist. Ich erlebte gepflegte, gut genährte, freundliche Hunde. Keine engen Zwinger, sondern weitläufige abgezäunte Bereiche, bunte Hundehütten, sogar ein weiches Bett, das von einem stolzen Podenco eingenommen wurde. Ich hatte noch die schrecklichen Bilder der Tierstation „Can Dog“ im Kopf. Bilder von ausgemergelten, verängstigten Hunden, über die wir hier in IbizaHEUTE-Online und vor allem im Magazin groß berichtet hatten. Mein Kollege Roland Flier hatte den Artikel recherchiert, geschrieben – beste und saubere journalistische Arbeit.

Gesund, fröhlich, zutraulich – die Podencos bei DUO – statt Zwinger haben sie hier eingezäunte große Freiflächen mit bunten Hundehütten. Die Hunde fühlt sich spürbar wohl. Foto: MBA

Bei DUO war das alles anders. Statt Tier-Hölle, Tier-Paradies. Dabei hatte auch jeder der Vierbeiner seine eigene schreckliche Geschichte. Ausgesetzt und zum Verhungern verurteilt von skrupellosen Züchtern. Am Einkaufswagen vor Supermarkt angebunden und zurückgelassen. In letzter Sekunde vor der Todesspritze auf Mallorca gerettet. Unter Tränen abgegeben von einem alten Mann im Rollstuhl, der nach einem Schlaganfall sich nicht mehr um seinen Liebling kümmern konnte …

Hoffest bei DUO mit vielen Tierfreunden, Grill, Getränken und Musik. Es war eine gelungen Party zum Wohl der Tiere. Foto: MBA

Doch keiner der Hunde bei DUO, die auf eine Vermittlung an Tierfreunde warten, die ihnen wirklich die neue Chance geben, war verängstigt oder drückte sich zitternd in eine Ecke. Sie kamen fröhlich und freundlich auf uns zu, wollten gestreichelt werden, suchten Kontakt. Keine Angst mehr vor Menschen, die vielen von ihnen Böses angetan hatten. Was ist bei DUO mit diesen Hunden passiert, dass sie Menschen wieder vertrauen? Ich denke, ihnen wurde Liebe, Fürsorge und Verantwortung gegenüber jedem Leben entgegengebracht. Und die Hunde spürten es, lebten auf…

Für Musik sorgte DJane Wish. Ja, Sie kennen die Dame, sie ist Arzu, eine unsere Storytellers in Sachen Mode. Foto: MBA

Ich muss sagen, ich war beeindruckt – und bin es immer noch. Auch so können „Tierheime“ aussehen. Wenn Sie verantwortungsvoll geführt werden. Wenn sich auch freiwillige Helfen liebevoll um die Tiere kümmern. Wenn sie artgerecht ernährt werden. Wenn sich Tierärzte um sie kümmern. Natürlich kostet das Geld – aber zum Glück gibt es auf der Insel Tierfreunde, die DUO finanziell unterstützen und auch bei der täglichen Arbeit helfen.

Auch hier viel, viel Platz für die Hunde bei DUO. Sie werden liebevoll darauf vorbereitet, dass sie eine neue Heimat bei einem Tierfreund und seiner Familie finden – und so eine neue Chance bekommen. Foto: MBA

Das ist das andere, das bessere Gesicht, wenn es um das Wohl ausgesetzter und vernachlässigter Tiere auf der Insel geht. Ich habe noch immer die Hoffnung, dass Inselregierung und die für den Tierschutz zuständigen Behörden auf den Skandal bei „Can Dog“ reagieren. Eine kleine Hoffnung. Denn bisher ist da offensichtlich nicht viel passiert. Die Tierverwahrungs-Station gibt es weiterhin. Ob interne Untersuchungen gegen Can Dog laufen? Ich weiß es nicht. Totschweigen und mauern, wie es die Politik so gern macht, wenn Unangenehmes auf sie zukommt? Es bleibt zu hoffen, dass es dieses Mal anders ist.

Tierschützer und Tierfreunde, mit denen ich gestern beim Hoffest, sprach, haben die Hoffnung aufgegeben. Tierschutz auf der Insel hat wohl keine so starke Lobby wie Tourismus und Baugewerbe. Aber ich freue mich, dass es wenigstens den Hunden bei DUO und auch einigen anderen hervorragend privat geführten Tierheimen gut geht.

Herzlichst Ihr Dieter Abholte



 

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