Liebe Leser,
wir haben den 1. Advent. Aber romantische Vorweihnachtsstimmung will bei mir noch nicht so recht aufkommen. Wie auch, wenn der Himmel blau ist und die Sonne um die Mittagszeit so heiß scheint, dass selbst das T-Shirt zu warm ist. Aber wenn mir Freunde oder Leser Fotos aus dem verschneiten Deutschland schicken, kommt doch so etwas wie Sehnsucht auf. Zumindest so lange, bis ich an Schneeschippen vor dem Haus, glatte Straßen und eiskalte Füße denke.
Nein, ich will jetzt nicht wieder vom 20-Grad-Winter auf Ibiza und Formentera schwärmen. Im „richtigen“ Winter ist Deutschland, natürlich auch Österreich und die Schweiz, zauberhaft. Ich liebe es, wenn der Schnee unter den Schuhen knirscht. Wenn die Atemluft wie weißer Rauch aufsteigt und kleine Eiskristalle bildet. Wenn ich nach einem Winterspaziergang in eine warme Gaststube komme und mir am heißen Tee die Hände wärme.
Und natürlich liebe ich Weihnachtsmärkte. Das Treffen mit Freunden am Glühweinstand. Die heiße Bratwurst aus der Hand, bei der man sich regelmäßig erst die Finger und dann den Mund verbrennt. Egal, das muss so sein. Es gehört dazu wie die überteuerten Preise und der Kitsch an manchen Ständen. Herrlich! Ich merke, wie mich jetzt beim Schreiben doch immer mehr die Sehnsucht nach Deutschland und meiner Heimatstadt packt. Ich freue mich schon auf Weihnachten, wenn ich dort sein werde.
Heiligabend mit der Familie. Am ersten Weihnachtsfeiertag einen langen Spaziergang an der Elbe – so merke ich, dass Hamburg meine Heimatstadt ist. Silvester bei Freunden und mit ihnen das Reetdachhaus am Hang bewachen, damit es nicht in Flammen aufgeht, wenn sich eine Silvesterrakete verirrt. Das sind seit Jahren liebgewonnene Traditionen, die ich nicht missen möchte.
Aber auch Ibiza und Formentera tun einiges, um Weihnachtsstimmung aufkommen zu lassen. Dazu gehören die wirklich schönen Weihnachtsmärkte in der Inselhauptstadt und vor allem in Sant Antoni, die man sich nicht entgehen lassen sollte, wenn man auf der Insel ist. Bei nur 9 Grad kann man sich heute Abend auch eine kalte Nase holen. Und dann die Festbeleuchtung. Zugegeben, so fantastisch wie in Palma auf unserer großen Schwesterinsel Mallorca oder in Malaga (unbeschreiblich schön) und Madrid (gigantisch) sind die Weihnachtslichter hier nicht. Aber im Vergleich zu Palma, Malaga oder Madrid ist Ibiza auch nur ein Dorf. Aber gerade das Dörfliche hat viel Charme. Ich denke da an den Platz vor dem Rathaus in Santa Eulària mit dem Weihnachtsbaum und der liebevoll angebrachten Beleuchtung. Es ist ein bisschen wie in einem romantischen Dorf in den Alpen – nur statt der Berge gibt es hier das Meer. Statt Schnee, der im Mondlicht glitzert, zieht hier der Mond seine silberne Bahn über das Meer.
Ich finde, beide Orte haben etwas ganz Besonderes. Und an beiden Orten – auf Ibiza oder im nördlichen Europa – kann man den ersten Advent besinnlich feiern, allein oder mit Freunden. Besinnen wir uns auf das Glück, hier wie dort in Frieden leben zu können. Friedlich leben in einer Welt, die an vielen Orten nur dunkel und schrecklich ist. Auch wenn wohl fast jeder von uns Probleme und Sorgen hat, so haben wir doch im Vergleich zu vielen anderen Menschen auf der Erde ein gutes Leben. Genießen wir es bewusst und dankbar. Ich wünsche Ihnen einen schönen ersten Advent. Wo auch immer Sie sind.
Herzlichst Ihr Dieter Abholte
