18.3 C
Ibiza-Stadt

Editorial von Dieter Abholte: Wie ich es sehe …

In seinem Bericht beschäftigt sich der Chefredakteur von IbizaHEUTE mit dem geballten Wahnsinn um die Chiringuitos auf Formentera. Da geht der Skandal und der Wahnsinn weiter…

So lustig und bunt war der Kiosk von Barolo früher, heute ist er trist. Foto: Peter Eberhardt

Liebe Leser,

Dieter Abholte

erst einmal wünsche ich Ihnen einen guten und erholsamen Sonntag. Das Wetter auf Ibiza und Formentera ist heute nicht so toll. Die Nacht über hat es geregnet, was der Natur der Insel guttut. Jetzt hängen noch mächtige Wolken am Himmel, aber auch das erste Blau ist zu sehen. Es könnte noch ein schöner Tag werden.

Wohl eher nicht für die Inhaber er Chiringuitos auf Formentera. Denn die Besitzer der Strandbuden müssen einen Monat lang ihre Türen schließen. Gäste kommen nicht, aber Personalkosten und Co. laufen weiter. Und wenn sie Pech haben, müssen sie ihre Chringuitos für einen Monat ganz abbauen – dann dürfen sie ihre Strandbuden neu aufbauen.

Wahnsinn und unfassbar? Klar ist der Wahnsinn und unfassbar, aber das scheint nun mal Gesetz zu sein – in ganz Spanien. Im Winter müssen Strandbuden an Spaniens Stränden abgebaut werden, so die Vorschriften der Regierung aus Madrid. Nun bildet Formentera eine Ausnahme. Auf Ibizas kleiner Schwester gehören die Chiringuitos zur Tradition und zum Strandleben im Winter. Hier trifft man sich in der Sonne – wenn sie denn scheint – zum Glas Wein oder auch zum Boulespiel. Zumindest vom 15. Januar bis 15. Februar geht das in diesem Jahr nicht.

Den Inhabern der Buden, die so gebaut sein müssen, dass sie abbaubar sind, schwante wohl schon Böses. Denn sie baten bei der Inselregierung Formenteras, dass sie, wenn sie schon schließen müssten, wenigstens ihre Chiringuitos nicht abbauen müssten. Dafür wäre das Küstenamt der Balearen auf Palma als erste Anlaufstelle zuständig. Aber da ging der Wunsch der Kioskbesitzer nicht ein. Im Trubel der Regierungskrise, wo der Inselrats-Präsident aus dem Amt gejagt wurde, vergaß oder verschluderte man die Bitte der Chiringuitos-Inhaber – und Formentera hatte den nächsten Skandal in Sachen Strandbuden.

Man erinnert sich an den Hickhack der Vergangenheit, wo die bisherigen Inhaber der kleinen Strandbuden, die sie selbst gegründet hatten, vertrieben und ihrer Existenz beraubt wurden. Der Grund? Es kamen Investoren, die wesentlich mehr Geld für den Pachtvertrag boten. Und da war den Verantwortlichen das Geld wichtiger als die Tradition und die soziale Verantwortung für die Menschen, die ihre Buden am Strand verloren. Es ist leider kein Einzelfall auf Ibiza und Formentera, dass Geld offensichtlich wichtiger ist als Verantwortung für die Seele der Insel.

Aber zurück zu Formentera. Was passiert, wenn das Küstenamt der Balearen und Madrid mit ihren Forderungen stur bleiben und die Chiringuitos für lächerliche 30 Tage abbauen müssen? Dann fahren Lastwagen über die geschützten Strände, zerstören Teile der Natur unter ihren Rädern und pusten Schadstoffe in die Luft. Da müssten teure Materialien wie Wände, Theken ausgebaut und gelagert werden, um sie dann am 15. Februar wieder zusammenzubauen. Da sei doch kein Nutzen erkennbar, argumentiert die Formentera-Regierung gegenüber Palma und Madrid. Hätten sie doch mal früher reagiert …

Das Thema Chiringuitos wird immer mehr zur Polit-Posse und zum Skandal. Erst die Vertreibung der ehemaligen Besitzer und die Konzession an neue Investoren. Die haben – nach meiner Meinung – die hohen Summen mit der Hoffnung geboten, aus den kleinen Buden mal teure Beach-Clubs zu machen. Schon jetzt, so Insider, sind die Chiringuitos teurer als früher. Dann stellte sich heraus, dass die neuen Besitzer die von den Behörden geforderten Auflagen (Rettung von Badegästen im Notfall, Schutz von Meerestieren, wenn nötig und mehr) gar nicht erfüllen können.

Und nicht zuletzt wurden die ehemaligen bunten und liebevoll geschaffenen romantischen Strandbuden durch Einheits-Bauten ersetzt. Ja, da lohnte sich der gemeinsame Einkauf der Materialien, und die entsprachen in der Herstellung hohen Umweltstandards. Aber das ist ein scheinbares und falsches Argument. Denn die alten Chiringuitos waren ja da, sie kosteten nichts und die Umwelt belastete ihre fertigen Bauten auch nicht mehr. Da hat der Abriss der ehemaligen Kioske mit ihrer Entsorgung erst die Umwelt belastet …

Sie sehen, liebe Leser, Formenteras Chiringuitos sind eine unglaubliche Geschichte. Man könnte sich über so viel Schwachsinn amüsieren, wenn es nicht um Menschen, ihre Existenz und die Seele Formenteras gehen würde. Und ich befürchte, diese unfassbare Geschichte ist noch nicht zu Ende. Hoffe aber, dass zumindest der Wahnsinn eines Abbaus und anschließenden Aufbaus den Inhabern und der Insel erspart bleibt.

Jedenfalls sind die Chiringuitos ab dem 16. Februar wieder auf – zumindest am Wochenende – und Sie können dort mit Blick auf das Meer ihr Glas Wein oder das Essen genießen, oder mit Freunden eine Runde Boule spielen.

Ich wünsche Ihnen einen geruhsamen und guten Sonntag und schicke sonnige Grüße von der Insel. Denn inzwischen setzt sich hier der blaue Himmel durch. Es wird also doch noch ein schöner Sonntag.

Herzlichst, Ihr Dieter Abholte



Auch interessant?

Aktuelles E-Paper

E-Paper IbizaHEUTE September 2025
  • IbizaHEUTE für Insider: 10 besondere Tipps. Ihr Platz am In-Strand
  • IbizaHEUTE für Genießer: 5 Sterne für 1 Tag, 4 Feinschmecker-Treffs
  • IbizaHEUTE Exklusiv: DJ-Legende Sven Väth, Geheimnis der Salinen
Jetzt abonnieren

Events & Termine

Zu allen Events