Der IbizaHEUTE-Chefredakteur schreibt über die Einmaligkeit der Insel und was sie von Mallorca so sehr unterscheidet …
Liebe Leser,
ich traf gestern eine Reihe von Leuten, die für Mallorca brennen und dort ihre Ferien-Immobilien haben. Sie waren zu einem Geburtstag eines Freundes nach Ibiza gekommen. Zwei davon waren vorher nie auf der Insel. Wir sprachen zusammen, dann sagte einer: „Ich bin zum ersten Mal auf Ibiza – aber nicht zum letzten Mal. Hier sind alle so freundlich, auch die Service-Leute in den Restaurants. Einfach nett, zuvorkommend. Das habe ich so auf Mallorca noch nie erlebt.“
Er schwärmte weiter von Dalt Vila, der Festungsstadt, mit den schmalen Gassen und den weißen Häusern. Er war oben: „Bis zur Kathedrale. Alles war so ruhig, ohne Hektik, ein Stück andere Welt. Ibiza ist da ganz anders als Mallorca.“
Ja, Ibiza ist anders, ganz anders. Das fängt mit der Architektur der kubistischen Häuser an, die den arabischen Einschlag nicht verkennen. Es geht weiter über die Menschen, die auch anders sind als auf der großen Schwesterinsel Mallorca. Gen-Untersuchungen haben ergeben, dass die Vorfahren Ibizenkos aus dem Norden Afrikas abstammen, die Mallorquiner vom spanischen Festland.
Natürlich hat auch Mallorca seine Vorzüge: die perfekte Anbindung mit Direktflügen aus ganz Deutschland. Das mächtige Tramontana-Gebirge mit seiner grandiosen Natur. Die schicke Großstadt Palma, die von Tourismus-Experten zu Recht zu einer der schönsten Städte am Meer von Europas gewählt wurde. Und nicht zuletzt die günstigeren Preise vom Supermarkt über Restaurants bis zu Hotels und Immobilien.
Das haben wir auf Ibiza nicht – aber dafür andere Vorzüge, die für mich die Insel zu einem der schönsten Orte machen, die ich in meinem Leben gesehen und erlebt habe. Da ist die Kleinheit der Insel: In 20 oder 25 Minuten gelange ich im Auto von einer Ecke der Insel zur anderen. In fünf oder zehn Minuten erreiche ich eine der über 60 schönen Strände und Buchten. Und bis zum nächsten guten Restaurant bin ich auch nicht länger als zehn Minuten unterwegs. Und Mallorca? Die Insel ist siebenmal so groß wie Ibiza. Von Palma bis Port de Sóller benötige ich locker 1 Stunde, zu den schönsten Stränden ebenfalls – und zu meinem neu entdeckten Lieblingsrestaurant sind es auch eine halbe Stunde hin – und zurück. Ich weiß, wovon ich spreche.
Dazu kommt, dass die Mallorquiner ein anderer Menschenschlag sind, nicht so freundlich und tolerant wie die Ibizenkos. Und die Deutschen? Da sind meine Erfahrungen so: Eine Reihe von Deutschen auf Mallorca leben in Vierteln mit Deutschen. Da wird dann naturgemäß auch viel Wert auf das schicke, teure Auto und die Edel-Marken von Hemd, Hose oder Kostüm gelegt. Da ist Ibiza anders. Hier zeigt man eher nicht, was man hat.
Kurz: Mallorca ist nicht meine Insel – aber Ibiza ist es. Ich habe lieber unser Dorf mit rund 140.000 Insel-Bewohnern statt Mallorca, wo allein Palma schon über 500.000 Einwohner hat. Ich mag die Menschen hier. Ich kann mit den Bürgermeistern oder dem Inselratspräsidenten auf der Straße oder in der Bar sprechen. Ich freue mich, wenn sich der Chef oder der Kellner freut, mich zu sehen. Es ist alles klein, intim, dörflich.
Dafür nehme ich in Kauf, dass auf Ibiza das Leben teurer ist. Dafür nehme ich in Kauf, dass die Flüge auf die Insel mehr kosten – und im Winter lästiges Umsteigen angesagt ist. Wo viel Licht ist, ist auch Schatten. Alles kann man nicht haben. Ich liebe mein Ibiza und deshalb lebe ich hier. Ich denke, Ihnen wird es nicht anders gehen. „Ibiza macht süchtig“, gestand mir letztens ein Leser. Er war nach Mallorca gegangen, weil er dachte, es sei dort alles besser. Nach einem halben Jahr war er wieder da. Ibiza macht wirklich süchtig, aber es ist eine schöne Sucht.
Ich wünsche Ihnen allen einen schönen Sonntag, nutzen Sie das tolle Wetter aus und genießen Sie die Insel, wenn Sie hier sind oder träumen Sie schon ein bisschen von Ihren Ferien auf Ibiza oder Formentera.
