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Ibiza-Stadt

IbizaHEUTE-Report: Ende einer Privatbucht

In Spanien sind keine privaten Strände erlaubt. Ein für alle Besucher öffentlicher Küstenstreifen muss den Zugang zum Meer ermöglichen, auch auf Ibiza. Trotzdem versuchen immer wieder findige Bauherren und Grundstückseigner, die Öffentlichkeit auszuschließen. Clementine Kügler berichtet.

Beispiel Cala Blanca

Der Tunnel zur Cala Blanca bei Siesta (Santa Eulària) ist in den 1970er Jahren entstanden, weil Schweizer Investoren dort eine Urbanisation bauen wollten. Und die warb mit der Nutzung einer exklusiven Privatbucht. Auf dem Papier. Aus dem Projekt wurde nichts, der Tunnel blieb.

Der Tunnel der Cala Blanca. Foto: Rüdiger Eichhorn

An manchen Stränden, etwa Cala Jondal, kann man im Sommer Bodyguards beobachten, die Vips oder Scheichs bewachen und den Zugang zu deren Strandabschnitt versperren. Besonders dreist war aber eine Familie in Sant Joan. Sie hat die Bucht Es Canaret über Jahrzehnte durch Mauern und Zäune abgesperrt. Das hat nun ein Ende und Ibiza eine hübsche Bucht mehr.

Familie Otto in Es Canaret

Der deutsche Unternehmer (Giesecke&Devrient) Siegfried Otto (1914-1997) hat in den 1960er Jahren das Land an der Bucht gekauft. Für den Bau der Sommer-Villa heuerte Otto den angesehenen Architekt Germán Rodríguez Arias an. Der hatte zusammen mit Josep Lluís Sert die katalanische Gruppe Gatcpac gegründet.

Otto und seine Familie und späteren Erben haben eine Mauer und Drahtzäune gezogen, mit einem dicken Wall die Küste gestützt und vier „Fischerhütten“ gebaut, die eigentlich kleine Bungalows sind, wie die Tageszeitung „Diario de Ibiza“ schreibt. Ihr Redakteur Josep Àngel Costa hat die bis vor kurzem anhaltende Privatisierung der Bucht immer wieder thematisiert. Noch im August war sie nur vom Wasser aus zu erreichen, der Landweg war versperrt.

Eher Trutzburg als ibizenkisches Ferienhaus… Foto: Rüdiger Eichhorn

Als Otto baute, gab es noch kein Küstengesetz. Aber später weigerten sich die Erben schlichtweg, auf ihre Privatbucht zu verzichten. In manchen Jahren führte ein Trampelpfad zur Bucht, aber dann auch wieder nicht.

Nur die Nutzung von vier echten Fischerhütten und das Bad im Meer dort, war immer möglich. Vor allem weiteren warnten Schilder mit „Private Terrasse“. Völlig zu Unrecht, denn ein öffentlicher Küstenstreifen (dominio público) muss ja in Spanien für alle zugänglich sein. Allerdings sind der Wall und die falschen Fischerhütten mit ziemlich klobigen Konstruktionen am 3. Mai 2023 durch einen Ministerialerlass legalisiert worden – mit der Auflage, den öffentlichen Zugang zu garantieren.

Nach Anzeigen nun öffentlich

In diesem Sommer haben sich nach Anzeigen dann Inspektoren des Küstenamtes des spanischen Ministeriums für Ökologischen Wandel und des balearischen Ministeriums für Meer und Wasserzyklus die Situation angesehen. Sie erwogen, notfalls gegen die Familie ein Verfahren zu eröffnen.

Vor einer Woche konnte der „Diario de Ibiza“ dann eine Fotostrecke veröffentlichen. Sie beweist, dass Es Canaret nun öffentlich zugänglich ist. Die Schilder sind ersetzt. Statt „Private Terrasse“ steht „dominio público“, die Mauer ist niedriger und der Drahtzaun entfernt.

Die Bucht in der Nähe der Cala Xarraca ist klein, das Wasser leuchtet türkis. Solange nur Eingeweihte sie kannten, galt sie als Geheimtipp. Das könnte sich nun ändern.

Die traumhafte Bucht Es Canaret ist nun wieder für alle zugänglich. Foto: Rüdiger Eichhorn

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