Nach fast einem Jahr Trockenheit fließt seit etwa zwei Wochen wieder Wasser durch die traditionellen Kanäle des Bewässerungssystems „es Broll“ im Buscastell-Tal auf Ibiza. Für mehr als zwanzig Mitarbeiter der örtlichen Bewässerungsgemeinschschaft war das Anlass genug, sich am gestrigen Weltwassertag zur jährlichen Reinigung der Wasserwege entlang des Bachbetts einzufinden.
Und dort gab es viel zu tun. Die Arbeiten umfassten etwa die Entfernung von Kalkablagerungen und Schlamm sowie die Beseitigung von Unkraut im Umfeld der Kanäle. „Dieses Jahr waren die Leitungen deutlich sauberer als sonst, da in den letzten Monaten kein Wasser geflossen ist“, erklärte Toni Costa, ein Mitglied der Gemeinschaft. Im vergangenen Sommer sei die Situation so kritisch gewesen, dass einige Landwirte Wassertransporter hätten bestellen müssen, um ihre Orangenbäume zu retten.
Jeder Tropfen Wasser wird dokumentiert
Emeterio Moles, Leiter der balearischen Wasserbehörde Abaqua, erklärte die Rückkehr des Wassers in „es Broll“: „Die Niederschlagsdaten zeigen, dass wir im ersten Quartal dieses Jahres doppelt so viel Regen hatten wie im Vorjahr.“ Dennoch warnt er vor übertriebener Zuversicht. „Was wir bisher an Niederschlägen hatten, ist absolut unzureichend. Es geht nicht nur darum, dass Wasser fließt, sondern wie lange dies anhält.“
Das Bewässerungssystem „es Broll“ hat eine lange Geschichte, seit der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts sind Wassermühlen in diesem Tal dokumentiert. Die Bewässerungsgemeinschaft, die 64 Gärten mit insgesamt 14 Hektar Anbaufläche umfasst, regelt die Wassernutzung durch ein seit 1943 bestehendes Statut, das jedem Garten feste Bewässerungszeiten an einem Tag pro Woche zuweist.
„Alles ist schriftlich festgehalten“, sagt Costa. Große Sprünge seien mit dem historischen Bewässerungsplan auf Ibiza allerdings nicht drin, zumindest nicht für ihn. Unterm Strich reich es im Jahr für „einen Sack Kartoffeln und etwas Gemüse für den Eigenbedarf“.