Sant Josep: 87 Menschen leben in Bauruine
Die Bauruine in Punta d’en Xinxó, westlich der Bucht von Sant Antoni. Foto: Google Maps
Nach Jahren des Nichtstuns will die Gemeinde nun eingreifen und das nie vollendete Hotel räumen und abreißen lassen. Zunächst soll sich aber um das Wohl der Besetzer gekümmert werden, unter denen sich mehrere Familien befinden.
Der Gemeinderat von Sant Josep auf Ibiza hat die Baugenehmigung für eine seit Jahren verlassene Hotelruine in Punta d’en Xinxó für ungültig erklärt. Die Bauruine des einst geplanten Hotels „Bahía del Mediterráneo“ mit über 500 Betten wurde 2006 genehmigt, aber nach Errichtung der Grundstruktur aufgrund finanzieller Probleme aufgegeben, wie Bürgermeister Vicent Roig mitteilte. Gleichzeitig seien behördliche Schritte zum Abriss der Ruine eingeleitet worden.
Letzter gestaltet sich komplizierter als erwartet, denn: Bei einer Kontrolle am vergangenen Donnerstag identifizierte die örtliche Polizei insgesamt 87 Personen verschiedener Nationalitäten. Unter den Bewohnern befinde sich auch eine marokkanische Familie mit einem zweijährigen Kind, das laut Roig „in diesem Gebäude geboren wurde“. Obwohl die Familie Unterstützung von den Sozialbehörden erhalte, sagte der Bürgermeister: „Das sind keine Bedingungen zum Leben.“
Kellergeschoss versinkt im Müll
Überdies hätten die Behörden festgestellt, dass viele der Bewohner ohne gültige Aufenthaltsgenehmigung in Spanien lebten, gleichzeitig aber offenbar einer Beschäftigung nachgehen. Roig bezeichnet die Situation dieser Menschen als „unhaltbar“ und und mahnte, dass „wir alle zusammenarbeiten müssen, damit die Dinge richtig gemacht werden und Menschen ordnungsgemäß angestellt werden.“
Neben der Räumungsanordnung hat die Gemeinde nach eigenen Angaben zwei Ordnungswidrigkeitsverfahren gegen den Bauherrn eingeleitet. Zum einen wegen Verstoßes gegen Bauvorschriften, da das Grundstück nicht ordnungsgemäß eingezäunt wurde, zum anderen wegen Umweltverschmutzung durch Müllanhäufung. „Etwa 70 Prozent des Kellergeschosses sind voller Müll“, sagte Roig. Sollte der Bauherr den Abfall nicht binnen zwei Monaten entfernen, werde die Gemeinde dies auf dessen Kosten veranlassen.
Bürgermeister verspricht mehr Polizeipräsenz
Unterdessen hat Roig den Anwohnern verbesserte Lebensbedingungen in Aussicht gestellt. So versprach er am Freitag eine bessere Straßenbeleuchtung, eine regelmäßige Säuberung der umliegenden Bereiche sowie „eine verstärkte Polizeipräsenz“. Für den Abriss des Gebäudes, dem die Annullierung der Baugenehmigung vorausging, steht noch kein Zeitplan fest.
Roig sagte, dem Bauherrn stehe es frei, anschließend erneut eine Baugenehmigung zu beantragen. Diese würde allerdings mit „deutlich reduzierter Kapazität“ ausgestellt werden. „Die behördlichen Auflagen haben sich seit 2006 verändert“, so der Bürgermeister.