Als Sturmtief „Juliette“ über die Inseln jagte und das Meer zum gefährlichen Ort machte
Anfang vergangener Woche hatte es uns fest im Griff, das Sturmtief mit dem eigentlichen hübschen Namen „Juliette“. Auf Mallorca sorgte es für Chaos: Schnee bis 140 Meter Höhe, tausende umgestürzte Bäume, eine Familie musste aus einem Auto gerettet werden, das von einem Sturzbach mitgerissen wurde, dazu Erdrutsche, beschädigte Gebäude – Katastrophen-Alarm. Da hatten wir auf Ibiza und Formentera mehr Glück. Der gefährlichste Ort waren die Küsten, auf die vom Nordsturm gepeitschten Wellen regelrechte Berge auftürmten. Die Natur zeigte ihre ganze Gewalt.
Aber eine faszinierende Gewalt, die unsere Fotografen Sven Oliver Puch und Rüdiger in eindrucksvollen Fotos festhielten. Hier ihre Bilder. Entstanden, als das Meer tobte und gegen die Küsten von Ibiza donnerte.
Die schroffe Küste im Norden Ibizas. Das aufgewühlte Meer donnert regelrecht gegen die Felsen. Die Gischt, die vom eiskalten Nordwind abgerissen wird, steigt haushoch über die Felsen. Wellen sind riesengroße Wasserräder. Auf dem tiefen Meer nicht so brandgefährlich wie in Küstennähe. Denn wird das Wasser falscher, steigen die Wellen, die riesigen Wasserräder, hoch und werden zur tödlichen Gefahr. Deshalb gilt bei Kapitänen bei Orkan der Grundsatz: Auf See bleiben und keine Häfen anlaufen. Die Gefahr lauert an der Küste. Foto: Sven Oliver Puch
Besonders eindrucksvoll ist beim Sturm aus Nord die Steilküste bei Portinatx, wo der schwarze-weiß geringelte Leuchtturm die Schiffe vor der Gefahr der Küste warnt, an der in früheren Zeiten zahlreiche Schiffe im Orkan zerschellten. Die Wellen sind faszinierend und wirken wie türkisfarbenes Glas. Die Gischt aus weißem Wasser steigt 50, 60 oder gar 80 Meter hoch. Ein schauerlich-schönes Naturschauspiel – wenn sicher von Land aus zuschaut. Fotos: Rüdiger Eichhorn
Die Wellen überfluten den steinigen Strand und die Felsen. Im Hintergrund prallt eine Welle gegen den Felsen, steigt 20, 30 Meter hoch und zerbricht in einem Farbenspiel von Türkis und Weiß. Dann fließt das Wasser zurück ins Meer und reißt alles mit, was nicht fest verankert ist. Wer als Mensch in diesen Sog gerät, ist verloren und wird von den nächsten Wellen an den Felsen zerschmettert. So starben vor ein paar Monaten zwei Schwestern auf Mallorca bei einem Seegang, der viel sanfter war als es diese Bilder zeigen. Foto: Sven Oliver Puch
Die Gischt steigt so hoch und würde ein achtstöckiges Haus unter sich begraben. Die Wasserfahnen links zeigen, welche Wucht hinter diesen viele tausend Tonnen schweren Wasserbergen steckt, wenn sie vom Orkan aufgepeitscht werden. Das Mittelmeer ist kein sanfter Badeteich, sondern gehört im Winter zu den gefährlichsten der Erde. In der Antike hatten die Schiffe Griechenlands im Winter und Auslaufverbot. Sie mussten in den Häfen bleiben. Foto: Rüdiger Eichhorn.
Der Mensch und das Meer im Sturm. Hinter den Menschen, die hier mit vom Wind zerzausten Haaren das Naturschauspiel erleben wollen, türmt sich ein türkisfarbener Wasserberg auf. Sekunden später wird er gegen die Felsen schmettern und in Millionen von Wassertropfen zerrissen werden, dann kommt die nächste Welle. So, wie es seit Jahrmillionen ist. Foto: Rüdiger Eichhorn
Der Abend kommt. Der Felsen in der Bucht von Benirràs, dem Strand der Trommler, der vor Stunden noch in Gischt eingehüllt war (siehe Bild ganz oben) steht jetzt friedlich da. Die See geht noch hoch, hat aber ihre ungezähmte Kraft verloren. Das Sturmtief „Juliette“ ist mit seinem Zentrum schon weiter gezogen. Es hinterlässt am Himmel und dem Meer faszinierende Farben. Foto: Sven Oliver Puch
Die letzten hohen Wellen steigen nur noch wenige Meter den Felsen hoch. Unerschütterlich steht er als „Finger Gottes“, wie ihn die Ibiznekos nennen, im Meer. So, wie ihn in Jahrmillionen Wind und Wellen geformt haben. Foto: Sven Oliver Puch
Die Nacht bricht über Benirràs und Ibiza herein. Der Himmel färbt sich rot. In wenigen Minuten wird die Nacht den Tag besiegt haben, wird die Sonne am Horizont untergegangen sein. Am nächsten Tag wird sie wieder auftauchen und ein friedlicheres Meer vorfinden. Denn „Juliette“, das Sturmtief aus dem Norden, ist weitergezogen. Die Kälte, die es mitbrachte, wird noch einige Tage Ibiza und Formentera beherrschen. Fotos: Sven Oliver Puch