Der Inselrat von Ibiza kämpft derzeit mit erheblichen technischen Problemen bei seinem neuen digitalen Tourismusprojekt. Das als „Ibiza, turismo inteligente y sostenible “ bezeichnete System sollte eigentlich die Besucherzahlen an den Stränden der Baleareninsel präzise erfassen und Touristen in Echtzeit über die Auslastung informieren. Doch wie sich nun herausstellt, weist die Technologie gravierende Schwächen auf.
Das installierte Kamerasystem, das die Anzahl der Strandbesucher über Kopfzählung ermitteln soll, kann beispielsweise größere Personengruppen nicht korrekt erfassen. Bei mehr als zehn eng beieinanderstehenden Menschen werden teilweise nur zwei Personen gezählt. Auch Badegäste unter Sonnenschirmen werden von den Kameras nicht erkannt. Zudem tritt bei einigen Stränden bereits bei etwa 50 Personen eine Fehlmeldung auf, die einen vollständig besetzten Strand suggeriert – unabhängig von der tatsächlichen Verteilung der Menschen am Strand. Zu diesen technischen Mängeln gesellen sich Probleme mit der Netzabdeckung sowie mehrere Fälle von Vandalismus.
Auch bei Informationen zu Parkplätzen und Bussen hapert es noch
Um diese Schwierigkeiten zu beheben, hat der Inselrat das ausführende staatliche Unternehmen Red.es aufgefordert, die Software entsprechend anzupassen. Ferner sollen verschiedene Faktoren wie Tageszeit und Saison berücksichtigt werden. Eine Strandbelegung im August um die Mittagszeit müsse anders interpretiert werden als eine Messung in den frühen Morgenstunden oder außerhalb der Hauptsaison, so die Begründung.
Das vom spanischen Ministerium für digitale Transformation beauftragte Projekt hätte bereits im Januar 2024 vollständig funktionsfähig sein sollen. Nach mehreren Fristverlängerungen war nun eine letzte Nachfrist bis November gewährt worden. Die Gesamtkosten des von der EU geförderten Projekts belaufen sich auf 4,2 Millionen Euro.
Neben der fehlerhaften Strandzählung gibt es auch Probleme bei anderen Funktionen des Systems. So zeigt die derzeit über ibizasmartisland.com zugängliche Plattform weder aktuelle Parkplatzauslastungen noch verlässliche Informationen über Busverbindungen an. Die Echtzeitinformationen zu Busverbindungen scheitern vor allem daran, dass die Fahrzeuge noch nicht mit GPS-Systemen ausgestattet sind. Eine Aufrüstung ist erst mit der Neuvergabe der Verkehrskonzessionen im Jahr 2025 vorgesehen.
Von den ursprünglich 47 überwachten Stränden werden derzeit für 15 gar keine Besucherdaten angezeigt. Lediglich die Umweltsensoren zur Luftqualitätsmessung an 22 von 23 Messpunkten sowie vier Wärmesensoren zur Waldbrandfrüherkennung funktionieren weitgehend störungsfrei. Es bleibt also noch einen Menge zu tun, ehe Ibiza den Sprung auf die nächste digitale Stufe erfolgreich absolvieren kann.