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Ibiza-Stadt

IbizaHEUTE-Report: Insel ohne Wasser

Sechs Jahre mit wenigen Niederschlägen, das vergangene und dieses mit extremer Trockenheit. Kaum ein Thema betrifft uns alle auf der Insel so sehr wie die Veränderungen durch das Ausbleiben des Regens. Clementine Kügler berichtet.

Grundwasser-Reserven auf Tiefststand

Die Erde verkarstet, der Regen vor zwei Wochen war wohltuend, aber kurz. Auf dem Boden sprießen kleine grüne Blättchen, sie warten nur darauf, sich entwickeln zu können. Tatsächlich werden sie vertrocknen. In den Wäldern ragen überall braune Kronen der Kiefern heraus. Sie sind schon vertrocknet. Die Grundwasserreserven befinden sich mit 32 Prozent auf einem historischen Tiefststand. Der Pegel sinkt, aber die Nachfrage ist so hoch wie jeden Sommer (IbizaHEUTE).

Brunnen fallen aus

In der Praxis müssten ständig Wasserwagen unterwegs sein, die Landhäuser und Depots versorgen und große Pools auffüllen, deren Wasser bei der Hitze schnell verdunstet. Wie man auf den Straßen erlebt und die Zeitung „Diario de Ibiza“ vergangene Woche berichtete, ist dem nicht so. Die Wasserwagen haben ein Problem.

Ein Wasserwagen, der Trinkwasser transportiert. Foto: GOIB

Zwei Brunnen, in Sant Miquel und der Pou d’en Fariseu in Sant Rafel, fallen seit Anfang August aus. Der eine, weil sein Limit erreicht war, der andere, weil eine Pumpe kaputt ist.

Für die Firmen, die Wasser aus Brunnen pumpen und verkaufen, bedeutet das lange Warteschlangen ihrer Lkw (bis zu 7 Stunden, klagen sie) und Geschäftsausfall, für die Kunden höhere Preise (bis zu 100 Euro mehr als im Juli) und Absagen. Das betreffe auch ibizenkische Landwirte, es seien nicht alles reiche Ausländer mit ihren Pools, sagt einer der Firmeninhaber.

Spender funktionieren nicht

Besonders ärgerlich empfindet Enrique Tortosa von Aguasric Ibiza es, dass die Lkw die Überschüsse aus den Entsalzungsanlagen nicht aufnehmen können. Die fließen 10 Monate im Jahr ins Meer. Die Abfüllanlagen sind vorhanden, aber nicht einsatzfähig, die Spender funktionieren nicht. Es kann also nicht das überschüssige Wasser im Winter für den Sommer gespeichert werden – und das sehen nicht nur Umweltschützer als Skandal und Verschwendung.

Für Joan Bufí, Präsident der ACCA (Asociación de Concesionarios de Captación de Agua) sieht die Lage nicht so schlecht aus. Der Regen hat etwas gebracht und seit 15. August sinkt die Nachfrage leicht. Sein Unternehmen hatte keine Probleme, sagt der Geschäftsmann.

Umweltschützer fordern Alarmstufe Rot

Anders sehen das die Umweltschützer vom GEN-GOB. Präsident Joan Carles Palerm wirft den Verwaltungen Nachlässigkeit vor. Die Balearen-Regierung müsste längst Alarmstufe Rot und Einschränkungen verhängen, auch für Ibiza. Formentera sieht schon rot. Schon vor Monaten hätten die Rathäuser in den Städten nachts das Wasser abstellen müssen, so Palerm. Die Landbevölkerung leidet unter den Folgen der Verschwendung und die Städter merken gar nichts. Weitere Entsalzungsanlagen hält er für falsch, weil sie extreme Energieverbraucher und Umweltverschmutzer sind.

Es staubt nur noch auf den Feldern Ibizas und Formenteras. Foto: Rüdiger Eichhorn

Einst sprudelte der Río de Santa Eulària

Fast romantisch klingen die Erinnerungen von Joan Tur Roselló, der vor kurzem die Initiative Union zur Verteidigung des Wassers in Santa Gertrudis gründete (IbizaHEUTE). Bevor der Tourismus das Sagen hatte, sprudelten auf Ibiza Quellen und Bächlein, der Río Santa Eulària führte das ganze Jahr über Wasser, die Brunnen waren voll.

Santa Eulàrias Brücken im reißenden Strom. Foto: Rathaus Santa Eulària/Josep Ferrer Sala

Dann wuchs die Nachfrage und jeder, der konnte, bohrte sich einen Brunnen. Viele sind inzwischen ausgetrocknet, in andere mischt sich Salzwasser. Allzulange ist das Thema totgeschwiegen worden. Inzwischen ist es nicht mehr zu übersehen.

Wasser besser nutzen

Was kann man tun? Mehr Meerwasser entsalzen, um die Grundwasserreserven eine Weile in Ruhe zu lassen, damit sie sich erholen. Also eine vierte Entsalzungsanlage. Kein Wasser aus Entsalzungsanlagen oder Klärwerken ins Meer fließen lassen. Alles, was nicht trinkbar ist, kann zum Wässern der Felder dienen. Beide Lösungen hängen von Rathäusern, Insel-Regierung und Balearen-Regierung ab, sagt Tur und es klingt resigniert.

Verwaltung muss Rohre erneuern

Eine vierte Entsalzungsanlage will Juan Calvo von der Allianz für das Wasser auf keinen Fall. Die Allianz verbindet verschiedene Verwaltungen und Initiativen und hat sie auf den „Wasserpakt“ eingeschworen. Aber immer noch geht Grundwasser durch marode Leitungen und Lecks verloren, und das Wasser aus den Klärwerken fließt nicht auf Straßen und Felder, sondern ins Meer.

In manchen Gegenden gehen immer noch fast 30 Prozent Trinkwasser verloren, sagt Calvo. Durch kaputte Rohre dringt Meerwasser ins System. Um die Leitungen zu modernisieren, sollte das gesamte Geld aus der Tourismus-Steuer (ITS) verwendet werden. Statt dessen wird aus der Steuer der Ausbau des Kongresszentrums finanziert…

Kontrolle großer Verbraucher

Die Kontrolle großer Verbraucher von Trinkwasser gehört zum Wasserpakt. In Städten haben die Rathäuser, auf dem Land hat die Balearen-Regierung das Sagen. Aber es gibt keine Daten. Viele Brunnen erhielten Genehmigungen für landwirtschaftliche Nutzung. Inzwischen versorgen sie Luxusvillen, Pools, Rasenflächen und tropische Gärten. Pools müssten eigene Zähler erhalten. Allein in der Gemeinde Santa Eulària gibt es 4000, da kommt ein Schwimmbecken auf 10 Personen.

Ibizas Wäldern fehlt das Grundwasser. Foto: MBA

Doppelter Verbrauch

Mit 265 Litern pro Person am Tag ist der Verbrauch auf Ibiza doppelt so hoch wie in Spanien. Das sei nicht die Schuld der Pools, sondern der Gemeinden, weil es so viele Lecks gäbe. Diese flicken und die Bevölkerung und Besucher aufklären, wie es um die Wassernot steht, rät Calvo.

Bemühungen, die Zeit brauchen

Um praktische Lösungen, die aber alle Zeit brauchen, ging es in einer Sitzung zwischen Santa Eulàrias Bürgermeisterin Carmen Ferrer und dem Geschäftsführer der Balearischen Wasser-Agentur Abaqua, Emeterio Moles. So soll gereinigtes Wasser aus dem Klärwerk wiederverwendet und entsalztes Wasser besser genutzt werden. Die Wasserwagen sollen an der Entsalzungsanlage endlich Wasser aufnehmen können. Vor allem außerhalb der Sommersaison könnte dieses (statt ins Meer zu fließen) das Land versorgen (IbizaHEUTE).

Santa Eulàrias Bürgermeisterin Carmen Ferrer und Emeterio Moles von Abaqua. Foto: Rathaus Santa Eulària

All diese Vorschläge hätten schon vor Jahren umgesetzt werden können. Es ist schwer zu verstehen, dass erst dann reagiert wird, wenn sich vertrocknete Baumkronen in den Wäldern zeigen, weil der Grundwasserspiegel so stark gesunken ist. Aber auch das gehört zur Insel mit dem einizgen Fluss der Balearen, der nicht mehr sprudelt.

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